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15. Der 3. Weltkrieg: der Krieg gegen die 3. Welt. Die Militäroperationen der USA (seit ihrer Gründung, aber speziell:) seit dem 2. Weltkrieg sowie die Kolonialkriege der Europäer

a) Um 1950 war ich 10. Ich hörte meinen Vater und seine Freunde sagen, dass alle Kriegsgefahr vom Osten ausgehe, Sowjet-Russland wolle auch das restliche Europa erobern, wenn nicht gar die ganze Welt. Wie im 1. Kap. erzählt, war der Tod Stalins 1953 ein Lichtblick, aber nicht für lange: seine Nachfolger seien ähnlich auf Eroberungen aus, hörte ich. Man befürchtete einen Dritten Weltkrieg.

Zehn Jahre später, als Student, bevor ich Herrn Wyss traf, hörte ich den NZZ-Redaktor, hohen Offizier und späteren Stadtrat Ernst Bieri sagen, in seinem Vortrag zur Strategie der Schweizer Armee zeichne er einfachheitshalber (!) einen Angriff aus Osten auf den Flipchart, bei Buchs/SG, und rede nur darüber.

Heute, 2015/16, hören wir wieder solche Töne. Das neue Feindbild heisst Putin. Unlängst, am 10.2.16, hat die NATO beschlossen, massiv Truppen und Kriegsmaterial nach Osteuropa zu verlegen (Baltikum, Polen, Rumänien, Bulgarien), um Russland vor Angriffen auf diese Staaten abzuschrecken. Und im Frühling 2020 eröffnet sie an der russischen Grenze eine eigentliche Filiale, getarnt als Defender … Sie sei nicht gegen Russland gerichtet, versicherte das NATO-Hauptquartier der dösenden Bevölkerung der EU … 

b) Die Wirklichkeit war (und ist) bekanntlich! ganz anders (vgl. Kap. 10 ff). Stalin und seinen Nachfolgern ging es um „Nie wieder Krieg!“ von Westen her, aus dem re-militarisierten Deutschland, und um Besitzstandwahrung im osteuropäischen Satellitengürtel, besonders 1953/1961 (Berlin: Luftbrücke und Mauer), 1956 (Ungarn-Aufstand) und 1968 (Prager Frühling). Im übrigen ging von der Sowjetunion bis zu ihrer Auflösung 1991 nur ein Krieg aus, der Einmarsch in Afghanistan Ende 1979, um dem Einfluss der USA und Saudi-Arabiens auf die örtlichen Islamisten entgegenzutreten. Zuvor waren dort Kommunisten an der Macht. Der Einmarsch kann deshalb ebenfalls unter Besitzstandwahrung an der empfindlichen Südflanke eingeordnet werden (vgl. Kap. 33). Getreu dem friedlichen Grundcharakter des Sozialismus ging von der UdSSR im übrigen kein Krieg aus, insbesondere nicht der 3. Weltkrieg. Die Kriege in Tschetschenien waren nach dem Ende der Sowjetunion, nämlich 1994 und 1999 und auch, um die Südflanke zu sichern, also keine Angriffskriege und schon gar nicht weitab von ihrem Territorium.

c) Ganz anders im Westen: Die Liste der Militäroperationen der USA seit ihrer Gründung 1776 umfasst mehrere Seiten, ohne diejenigen des CIA, und die Liste derjenigen seit dem 2. Weltkrieg beinhaltet Dutzende, weltweit, also fernab jeder Besitzstandwahrung. Alle diese Kriege und CIA-Operationen fanden nicht in der 1. Welt (westliche Zivilisation) und nicht in der 2. Welt (Ostblock) statt, sondern in der 3. Welt, also im Süden der 1. Welt (vgl. Kap. 3, kleine Aufzählung: Korea, Vietnam, Iran, Grenada 1983, Libyen 1986/2011, Panama 1989, Irak 1991/2003, Jugoslawien 1999, Afghanistan 2001, Syrien 2011 bis >2016). Sie dienten alle der Verhinderung unbotmässiger, US-kritischer Regierungen, auch wenn diese durch demokratische Wahlen an die Macht gelangt waren. Sie dienten letztlich der Sicherung der Macht, des Ressourcen- und Zins-Transfers vom Süden in den Norden. So blieb der Süden arm und der Norden reich.

d) Ich bin nicht stolz auf diese makabre Redewendung, aber sie drängt sich mir auf: All das war kein 3. Weltkrieg, aber ein Krieg gegen die 3. Welt. In diesem Sinne hat der 3. Weltkrieg längst begonnen, ein weiterer sehr grosser wäre der vierte, ausgelöst von den USA, welche 2011 den sog. Bürgerkrieg in Syrien angezettelt haben (vgl. Kap. 2 und 41) und welche mit einem Krieg in Europa liebäugeln, falls sich dieses mit Russland einlässt. Leider sind die USA diejenige Macht, die international am meisten kriegslüstern ist – getrieben vom Military Industrial Complex und überheblicher Ideologie. Trump oder Clinton (2016)? Trump oder Joe Biden (2020)? „Jacke was Hose“.

e) Die Europäer waren übrigens keinen Deut besser, friedlicher. Sie bekriegten in ihren Kolonien die nach Unabhängigkeit lechzenden Völker und Befreiungs-Armeen bis aufs Blut und besonders grausam, mussten sich aber, auch unter dem ideologischen Druck des sozialistischen Lagers, welches den Antikolonialismus vertrat, geschlagen geben und sich zurückziehen – nicht ohne Installierung willfähriger und korrupter Regierungen, welche ihnen den Ressourcen- und Zins-Transfer weiterhin ermöglichten und auch die Schweiz daran teilhaben liessen. Hinzu kommen die verdeckten Operationen der NATO-Geheimarmeen, welche u.a. Terrorakte begingen, die sie dann linken Kreisen unterstellten.

f) Mir scheint deshalb die pauschale Schlussfolgerung vertretbar, dass der Ostblock im grossen Ganzen nach dem 2. Weltkrieg die Sehnsucht nach Frieden verkörperte, der Westen dagegen die Lust am Krieg und den Profit am Krieg. Das scheint mir auch der Beweis für die in der Einleitung vertretene These zu sein, zu der ich nach über 50 Jahren politischer Erfahrung gelange:

Eine privatwirtschaftlich organisierte, Gewinn-orientierte Rüstungsindustrie braucht Feinde, Krisen und Kriege, sonst murren die Aktionäre und Zulieferer: He! Kein Wachstum, keine Gewinne, keine Dividenden! Also veranlasst diese mächtige Industrie ihre Regierung, Feindbilder aufzubauen sowie Krisen und Kriege anzuzetteln.“

g) Nach 1990 wurde innerhalb der NATO-Staaten, zur Legitimierung der Pax Americana, eine erweiterte Truman-Doktrin implementiert, nämlich: gegen sog. Schurkenstaaten mit Präventivschlägen vorzugehen, die Bush– oder Wolfowitz-Doktrin. Kritiker sehen darin den Anlass für die Entstehung des Islamischen Staats. Und ich sehe darin die Bestätigung obiger These. So oder so kann nicht die Rede davon sein, die Gefahr eines 3. Weltkriegs sei gebannt, im Gegenteil: World War Three ist am Horizont, sagt Paul Craig-Roberts …
Ausser ihr Jungen gebt energisch Gegensteuer !! Das Klima und den Frieden schützen !!

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