2. Der Strom kommt aus dem Kraftwerk, nicht aus der Steckdose: Die US-Nachrichten-Agenturen und unsere treuherzigen Redaktoren
Diese nennen sich indessen leicht anders: unabhängig, Meinungs-Presse. Wessen Meinung? – Eben.
Diese Essays sagen nicht: „Meine Sichtweise ist die richtige!“ – sondern nur: „Befass‘ dich mal aktiv mit einem, der den Kalten Krieg und die Zeit seither anders erlebt hat als du, der (deshalb) die Propaganda der USA und aller NATO-Staaten radikal skeptisch ausleuchtet und auf dem Schiff mit Schlagseite zur andern Reling eilt.“
Es geht mir um Medien-Kompetenz.
Ich verwende dafür die Metapher vom Kraftwerk und der Steckdose, die hat mich während der Adenauer-Ära beeindruckt:
Der damalige CSU-Boss Franz Josef Strauss, später Verteidigungsminister, gewann die Wahlen gegen die bayrische SPD unter anderem mit dem Spruch: Die Sozialdemokraten meinen, der Strom komme aus der Steckdose. Wir aber wissen: Er kommt aus dem Kraftwerk. Ähnlich verhält es sich mit den drei globalen Nachrichten-Agenturen aus New York, London und Paris: Associate Press (AP), BBC und Agence France Press (AFP) einerseits und den hiesigen Medien andererseits. Die genannten Agenturen sind Propaganda-Multiplikatoren und helfen, eine einseitige Sicht zu etablieren, gegen welche die Nachrichten aus Russland, China, Kuba oder Venezuela kaum eine Chance haben (vgl. dazu Noam Chomsky, Manufacturing consent, in https://chomsky.info/consent01, und https://swprs.org/der-propaganda-multiplikator).
Dazu und als Einleitung zu diesem Kapitel ein anschauliches Beispiel, eines von zigtausenden, ein ziemlich harmloses, ein Amuse-bouche, Gruss aus der Küche:
In der grössten Gratis-Zeitung der Schweiz titelte die Redaktion am 21.2.13 (S. 11): Chinesen spionieren Schweiz aus. Dann wird auf zwei halben Spalten die US-IT-Sicherheitsfirma Mandiant zitiert, welche chinesischen Profi-Hackern in Schanghai Werkspionage in der Schweiz vorwirft. Ein Nationalrat fordert deshalb Gegenmassnahmen. – Die Zeitung zitiert auf der gleichen Seite eine ETH-Forscherin: „Am meisten Daten anderer Länder sammelt der US-Geheimdienst.“
Die Schweizer Redaktoren (die Steckdose, aus der wir Strom beziehen, sprich: Tages-Informationen) titeln also gross (1 cm fett) und im Indikativ, mithin als Tatsachen-Bericht, einen von einer US-Firma behaupteten, von China vehement bestrittenen Vorwurf, der gegen dieses kommunistisch regierte Land Stimmung macht. Ganz klein ist der (offenbar unbestrittene) Satz, dass die USA dasselbe, was China zum empörten Vorwurf gereicht, selber und in viel grösserem Ausmass tun, ohne dass (damals!) ein Nationalrat Massnahmen fordert. Die Botschaft lautet also: Wenn die USA uns ausspionieren (z.B. Bankdaten oder Mails), dann ist das in Ordnung, nicht aber, wenn China das tut. Und die Botschaft dahinter lautet: Informationen aus dem Kraftwerk (US-Nachrichten-Agenturen, welche über einen Report der US-IT-Firma Mandiant berichten) sind glaubwürdig (fetter Titel), Informationen aus China nicht. Glauben heisst hier: Für wahr halten, oder wie ich es nenne: Nachplappern wie Papageien.
Ich behaupte nicht, dass der Vorwurf nicht stimme. Wie könnte ich das beurteilen ?! Ich weise nur darauf hin, dass wir die zahllosen Einzel-Informationen, welche im Laufe der Jahre und Jahrzehnte unser politisches Weltbild prägen, aus der Steckdose beziehen (hier z.B. aus dem Gratisblatt 20Minuten), ohne zu merken und zu hinterfragen, wer denn das Kraftwerk betreibt, das den Strom produziert.
Anschaulich und lustig ist das Video-Beispiel mit dem einsamen! Putin am G20-Gipfel; hinter dem Kellner sind die Hände von Dilma Roussef zu sehen!
Die Beispiele lassen sich beliebig vermehren.
So titelte 20Minuten am 22.1.14 (S. 13) gross und fett:
„Report: Systematische Folterungen in Syrien“, und zwar durch das Assad-Regime. Quelle: ein einzelner Überläufer. Ich behaupte wiederum nicht, sein Bericht sei falsch. Ich behaupte aber, dass ein weniger einseitiger Journalist diesen Bericht anderen gegenüberstellen würde, welche das Gegenteil sagen. So aber entsteht durch die hierzulande übliche Anhäufung einseitiger Berichte der Eindruck, diese seien „wahr“. Wer Überläufer wird, kann ja von folgender Logik profitieren: „Je mehr Assad-Bashing, desto mehr verwöhnt mich der freie Westen …“
Ein gegenläufiges Beispiel sieht so aus:
a) „Fakten“ und Berichte über Fakten entstehen im Auge und Ohr des Reporters oder Beobachters, nicht des/der Betroffenen, sie sind niemals „neutral und objektiv, also wahr“, sondern stets interpretiert.
Ab und zu findet man ein Beispiel von wohltuend sachlicher und ausgewogener Berichterstattung: Karin Leukefeld (vgl. Kap. 41) über Syrien, das sie immer wieder bereist. Sie erzählt uns von der Aufrüstung der sog. Rebellen gegen das Assad-Regime durch den Westen seit 2011, mit der Absicht eines Regime-Change, und über die Befangenheit der westlichen Medien:
„Sie kennen die tatsächliche Lage der Länder, über die sie berichten, kaum und sind auf Leute angewiesen, die ihnen zuarbeiten. Das ist oft mit einer gewissen Arroganz verbunden – sie kommen mit vorgefassten Meinungen und hören ungern auf diejenigen, die an Ort und Stelle leben.
Natürlich gibt es auch Selbstzensur – die Redaktoren machen Vorgaben, wie berichtet werden soll. Die Redaktionen wiederum sind von der Politik abhängig, ich habe das in der Berichterstattung über Syrien deutlich miterlebt. Dass die bürgerlichen Medien so agieren, ist natürlich nicht neu, wir haben es auch im Jugoslawienkrieg erlebt. Sie sind mitverantwortlich für Hass und Gewalt. Was wir im Irak und anderswo erleben, ist das Ergebnis einer Entwicklung, die mit den geostrategischen Interessen der USA und ihrer Verbündeten zu tun hat. Heute werden in dieser Region die verschiedenen konfessionellen Gruppen des Islam gegeneinander in Stellung gebracht. Wem nützt es? Der betroffenen Bevölkerung auf gar keinen Fall. Es nützt Rüstungsunternehmen, Waffen- und Menschenhändlern.“
So Karin Leukefeld auf der XIX. Rosa-Luxemburg-Konferenz im Januar 2014. Und in einem Interview fasst sie zusammen:
„Syrien ist ein Entwicklungsland. Es war 2010 auf dem aufsteigenden Ast und sollte 2015, also in diesem Jahr, die fünftstärkste Wirtschaftsmacht der arabischen Welt sein. Heute liegt Syrien knapp vor Somalia. Die durch den Krieg entstandene Wirtschaftskrise wird durch die Wirtschaftssanktionen der EU noch verschärft. Was wir hier beobachten, ist auch ein Wirtschaftskrieg gegen ein aufstrebendes Land. Solange sich mit Krieg und dem Leid betroffener Menschen viel Geld verdienen lässt, wird sich wohl auch nichts daran ändern.“
Frage: Wie kommt es, dass in unseren Medien hierüber kaum, und wenn dann in aller Regel vollkommen undifferenziert berichtet wird?
„Diese Fragen muss man den großen, den so genannten Leitmedien stellen. Sie sollen das Denken und die Wahrnehmung der Bevölkerung leiten, anleiten und „einordnen“, wie es neuerdings heißt. Für mich heißt das so viel wie: Sie geben vor, in welche Richtung zu denken und ein Konflikt „einzuordnen“ ist. Mit der Realität in den Konfliktregionen hat das wenig zu tun, zumal viele Kollegen gar nicht dort, sondern in der Stadt eines Nachbarlandes oder auch im Heimatstudio eines Senders sind.“ nachdenkseiten.de/?p=27340
Unsere Presse zitiert über Syrien (vgl. dazu ausführlich Kap. 41) meist die Oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Damaskus? Aleppo? Latakia? Nein, in London. Warum dort, in der Nähe des britischen Geheimdienstes? Warum sind jene Zitate glaubwürdiger als z.B. diejenigen von Karin Leukefeld? – Eben (vgl. Kap. 41e).
Mein grösster Einwand gegen die Leitmedien-Berichterstattung über den Krieg in Syrien ist aber der, dass sie die völkerrechtliche Situation völlig ausblendet: Es ist jedem Dritt-Staat verboten, Aufständische und Rebellen zu bewaffnen und auszubilden, welche ein legitimes Regime bekämpfen und stürzen wollen: Art. 2 Ziffer 4 und Art. 33 der UNO-Charta. Gewaltsamer und sowieso vom Ausland finanzierter Regime Change ist Hochverrat. Kein Regime auf der Welt zögert, einen bewaffneten Aufstand gewaltsam niederzuschlagen. Auch die Schweiz hätte Truppen geschickt, wenn sich die Béliers im Jura bewaffnet hätten. Unsere Leitmedien verwechseln aber – wohl absichtlich – Ursache und Wirkung: Assad begann erst, „sein Volk zu bombardieren“, als sich Teile davon bewaffneten, unterstützt von ausländischen Islamisten (sog. Freie Syrische Armee, Al-Nusra-Front, IS, Söldner, Dschihadisten), eben: mit Waffen aus dem Ausland: USA, Saudi-Arabien, Golfstaaten, Türkei, GB/F/D. Die Obama-Administration gibt das heute auch für die Zeit vor 2014 offen zu, damals war das noch geheim.
Assad ist nun mal der legitime Präsident, letztmals wiedergewählt am 4.6.14 mit 88,7%, auch wenn diese Wahl „umstritten“ ist – sie ist nicht die einzige: auch George W. Bush’s Wahlsieg war umstritten, und doch galt er als der legitime Präsident, v.a. für die bürgerlichen Leitmedien. Über Assad’s Wiederwahl wird aber namens der unterlegenen 11,3% auf übelste Art gegeifert. Dreimal haben UNO-Sonderbeauftragte (Kofi Annan, Brahimi, de Mistura) Friedenspläne vorgelegt; Assad nahm sie an, die Rebellen und der Westen lehnten sie ab: „Assad muss weg!“ (vgl. Kap. 41) Sie wollen „gemässigte Rebellen“ an die Macht bringen. Gemässigte Mörder? Landesverräter, die sich feige in Wohnquartieren und in Spitälern verstecken und sich dann über deren Bombardierung beklagen, z.B. bei Amnesty International („Ich musste schreckliche Verbrechen des Assad-Regimes und des IS … dokumentieren.“). Wo liegt der Unterschied der gemässigten Terroristen zum IS ? Die USA haben übrigens mit ihren Kampfdrohnen mehr Zivilisten enthauptet als der IS …
Russland hingegen hat für sein Eingreifen ein Mandat: das Ersuchen des legitimen Präsidenten. Die USA hatten kein Mandat, als sie 2011 verdeckt begannen, islamistische Rebellen auszubilden und zu bewaffnen, u.a. die Al-Nusra-Front. Wer also ist legitimiert, über die Macht in Syrien zu entscheiden, wenn nicht das syrische Volk? Deshalb ist dieser Konflikt vom Kopf auf die Füsse zu stellen: Zuerst ist die Bewaffnung aller Rebellen durch den Westen zu beenden, was den sog. Bürgerkrieg sofort beendet, und dann erst ist die Machtverteilung in Syrien anzugehen: durch bestmögliche Wahlen (Selbstbestimmungsrecht der Völker), nicht durch Absprachen fremder Staatsoberhäupter in fremden Regierungszentren. Ein Kandidat wird Assad sein. – Warum kommt dieses logische Prozedere in unseren Leitmedien überhaupt nicht vor? Weil sie Papageien der US-Interessen sind, im Verbund mit Saudi-Arabien: es geht um Waffenverkauf, um Öl und Gas und die Expansion Israels, welches den Syrern 1967 die Golan-Höhen gestohlen hat; es geht um die Eindämmung Irans, verbündet mit Russland. Für die US-Waffenindustrie ist die gegenwärtige Zuspitzung ein Traum-Szenario: endlich kann sie sich direkt mit russischen Waffen messen – die Staatsverschuldung zahlt’s. US-Aussenminister Kerry und der König Saudi-Arabiens vereinbarten am 24.10.15, die Unterstützung für die gemässigten syrischen Rebellen „fortzusetzen und auszubauen“ (NZZ 26.10.15 S.2). Jetzt werden sogar US-Bodentruppen entsandt (blickamabend 28.10. S.7). Was wir aber in den Leitmedien nicht lesen: Dass das Morden und Zerstören, welches die Zivilbevölkerung in die Flucht treibt, weitergeht durch vom Westen gesteuerte Streitkräfte, was mehrfach und krass völkerrechtswidrig ist. Aber die Lämmer schweigen. Vielleicht hofften sie auf die Wiener Konferenz am 31.10.15 und dass die guten Amerikaner die bösen Russen und Iraner zum Aufgeben überreden. Dass diese jetzt den Saudis gegenübersitzen und in Syrien den Frieden vorbereiten werden, ist von diesen Musterdemokraten allerdings mit der Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen erfolgreich verhindert worden – in geheimer Absprache mit den Westmächten? Am liebsten wäre diesen wohl, wenn Assad aus dem Präsidentenpalast die weisse Fahne schwenken und die gemässigten (!) Rebellen zur Machtübernahme einladen würde: He, übernehmt mal! …
Medienkompetenz war auch nötig, als ich an Silvester 2015 im Tages-Anzeiger auf den Seiten 2 und 3 ein Hintergrund-Interview las, welches die syrische Schriftstellerin Samar Yazbek zu Wort kommen liess: „Die Menschen sind am Ende, weil sie nur noch ums Überleben kämpfen“. Der TA hob ihre Aussage hervor: „Es geht beinahe vergessen, dass Assad sein eigenes Volk hinrichtet.“ Im Text hiess der Satz noch „und dabei von der Welt nicht gestoppt wird. Während wir hier reden, bombardiert er Syrien.“ Frau Yazbek stand und steht offen auf der Seite der sog. Freien Syrischen Armee, welche 2011 aus den ursprünglich friedlichen oppositionellen Gruppen heraus gegründet worden sei. Das Interview enthält viel Hass gegen Assad, der „viele Familien der … FSA-Kämpfer umgebracht hat.“ Der Islamische Staat wiederum ist gemäss Frau Yazbek „die Folge davon, dass man Syrien sich selbst überlassen hat … und dass die Welt es zuliess, dass ein brutaler Diktator sein Volk auf bestialische Weise abschlachtete.“ – Dieses Interview, an Silvester publiziert, wenn die Leute Zeit haben zu lesen, und welches mit dieser Datums-Prominenz offenbar die Haltung der Redaktion wiedergibt, deckt sich mit der Haltung der Westmächte: „Assad muss weg!“ Dieses Interview und die darin geäusserte Grund-Haltung ist Desinformation, denn sie erwähnt mit keinem Wort,
- dass es nach westlichem Demokratie-Verständnis allein Sache des syrischen Volkes ist zu entscheiden, von wem es regiert werden will, und nicht Sache der Westmächte,
- dass Assad am 4.6.14 mit 88,7% wiedergewählt wurde,
- dass es in jedem Staat der Welt Hochverrat ist, wenn sich Oppositionelle bewaffnen (ja, sonst würden sie sich nicht Freie Armee nennen) und sich dabei sogar vom Ausland (USA, Saudi-Arabien) finanzieren und organisieren lassen,
- dass es gegen die UNO-Charta verstösst, Waffen und fremde Kämpfer einzuschleusen,
- dass hier Ursache und Wirkung bewusst falsch dargestellt wurde, denn Assad bombardierte erst, nachdem sich die Rebellen bewaffnet hatten,
- dass die Armee Assads (wie jede andere Armee auch) Kollateralschäden in der Zivilbevölkerung in Kauf nehmen musste, nachdem sich die bewaffneten Rebellen inmitten der Zivilbevölkerung verschanzten,
- dass die Einsätze von Giftgas und Fassbomben durch die Armee Assads nicht bewiesen sind und Assad seine Arsenale kontrolliert räumen liess,
- dass Frau Yazbek eine starke militärische Intervention der Westmächte befürwortete, um Assad und seine Getreuen zu töten; wie sonst ist der Satz zu verstehen: „dass man Syrien sich selbst überlassen hat …“
- dass am Ursprung von 220’000 Toten und 11 Mio. Flüchtlingen (inzwischen starben 500’000) das Bündnis der FSA mit den USA und deren verdeckte Kriegsführung war mit dem Ziel, einen Regime Change herbeizuführen, wie u.a. in Afghanistan, Libyen und im Irak. Syrien war vorher ein prosperierendes säkulares Land, es war nicht auf die Befreiung durch die FSA angewiesen (vgl. oben: Karin Leukefeld ).
Mit ihrer Parteinahme für die Freie Syrische Armee, ihrem Hass auf den legitimen und wiedergewählten Präsidenten und ihrem Ruf nach westlicher Militär-Intervention (die ja stattfand!) entpuppt sich diese sanft aussehende Frau als Kriegstrommlerin. Und die Redaktion des Leitmediums Tages-Anzeiger, Sprachrohr der hiesigen Papageien zu Syrien, gibt ihr solidarisch prominenten Raum; nein, mehr noch: macht sie zur Quelle von Hintergrund-Wissen !!
Mitte Januar 2016 wurde Stimmung gemacht gegen das Assad-Regime mit der belagerten westsyrischen Berg-Stadt Madaja: dort „essen hungernde Kinder in ihrer Not Katzen, Insekten und Blätter. Assads Regime setzt über 40’000 Menschen buchstäblich dem Hungertod aus. Das Leid der Eltern, die ihre Kinder verhungern sehen, ist unvorstellbar“ (avaaz-Aufruf 11.1.16). – Bei aller Sympathie für die weltweite Kampagnen-Organisation avaaz.org: Sitzt doch nicht der Tränendrüsen-Propaganda des Westens auf!! Dieses Rebellen-Nest mit noch 125 Kämpfern (blickamabend 12.1.16 S.7) hat sicher eine Art Bürgermeister. Ist ihm nicht klar, dass Landesverrat zwei Arten von Ergebnis hat: Sieg oder Niederlage? Wenn die Niederlage droht wie hier, ist es doch seine Pflicht, die weisse Fahne hervorzuholen und sich wieder der legitimen Staatsmacht anzuschliessen. Hofft er, mit der Hilfe des IKRK länger durchhalten zu können? Hat er Angst, samt den 125 Kämpfern vor Kriegsgericht gestellt zu werden, und hat deshalb Radau geschlagen? Die US-Botschafterin bei der UNO hat das jedenfalls dankbar aufgegriffen und hofft vielleicht insgeheim auf ein Türchen, doch noch mit Bodentruppen eingreifen zu können, jetzt wo die Truppen Assads im Vormarsch sind. Wir können nur mutmassen.
Ich erwähne das hier, weil für die westliche Presse sofort klar war: Das Assad-Regime lässt, wenn der Westen nicht hilft, eine ganze Stadt verhungern. Deshalb muss dieser Verbrecher weg! Klar war den Papageien auch, dass die Version des syrischen UNO-Botschafters nicht stimmt, die Hilfslieferungen (des Regimes) würden von den 125 Kämpfern abgefangen und gestohlen. Ganz unwahrscheinlich tönt das jedoch nicht, es brächte diesen nämlich dreifachen Vorteil: dem Regime schaden, Essen, und Propaganda. Klar ist aber, dass die hiesige Berichterstattung einseitig und parteiisch ist. Denn es gibt im Norden Syriens zwei Regime-treue Dörfer, die von Rebellen belagert sind und auch hungern: Fua und Kefraya (20Min. 15.1.16 S.10). Dort unterbleibt die Parteinahme für die Regime-Treuen. Ärzte und Ernährungsspezialisten fahren nämlich nur nach Madaja (ebenda). Der Bericht stammt übrigens von der SDA, der Schweiz. Depeschen-Agentur. Hat sie Korrespondenten vor Ort? Sicher nicht. Also ist sie Steckdose und bekommt den Bericht vom Kraftwerk in den USA.
Zur Ehrenrettung von avaaz sei erwähnt, dass diese Organisation nicht zum Ende des Assad-Regimes aufruft, sondern zum Ende der Belagerung. Human, aber unpolitisch und naiv: Dieser Ausgang des von den USA angezettelten Kräftemessens würde einseitig der illegitimen Seite dieses grausamen Konflikts nützen und die Hochverräter schonen.
Keine Ehrenrettung verdient Petar Marjanovic. Er erklärt! im blickamabend vom 4.8.16, worum es geht im Syrien-Krieg, unter einem Bild von Assad und grossen Lettern 500’000 Tote, 7,6 Mio. auf der Flucht’: „Spätestens seit dem Arabischen Frühling zeigt der studierte Augenarzt seine kaltblütige Seite: Er liess im März 2011 bei einer friedlichen Demonstration mehrere Menschen töten. Seither kämpfen unzählige Parteien um die Herrschaft im Land … Hunderttausende starben im Krieg, der seit über fünf Jahren wütet. – Was Marjanovic völlig unterschlägt: Dass am 18./20. März 2011 bewaffnete Provokateure in einem kleinen Dorf im Süden örtliche Polizisten ermordeten und die Eskalation suchten (Details vgl. Kap. 41b) und dass die Bildung und Bewaffnung der sog. Freien Syrischen Armee (gemässigte! Mörder) von den Geheimdiensten der USA von langer Hand geplant und inszeniert wurde (ebenda). Dieses Auslassen macht den Blick-Journalisten Marjanovic zu einem Kriegs-Trommler wie die oben zitierte Frau Yasbek. Hunderttausende starben und Mia. von $ wurden investiert, nur weil Assad im März 2011 mehrere Menschen tötete ?? Nein, weil die USA unzählige Parteien ausbildeten, finanzierten und bewaffneten! Dieser Papagei verwechselt die Steckdose mit dem Kraftwerk, und er verwechselt die Wirkung mit der Ursache. Sein Leitartikel Schande. Der Kampf um Aleppo dauert an. enthält ja die Meta-Information, dass der sich abzeichnende Fall Aleppos und damit die humanitäre Katastrophe von 300’000 eingeschlossenen Zivilpersonen allein Assads Schuld sei, und verkennt völlig, dass dieser Krieg dem Assad-Regime aufgezwungen wurde, es hat ihn nicht gesucht. Und er verkennt völlig, dass es in diesem fürchterlichen Krieg leider nur noch eine Lösung gibt: Sieg oder Niederlage. Marjanovic gibt uns daher auch noch die Meta-Information: Wenn der Westen diesen 300’000 zu Hilfe eilen würde, wäre der Krieg: ja, länger, nicht kürzer – sowie die Meta-Information: Leider müsst ihr euch daran gewöhnen, dass Assad siegen wird. Aber wir werden euch weiterhin helfen, ihn zu bepissen, dieses Scheusal. Dass er vor der Einmischerei der USA kein Scheusal war, und dass es beim versuchten Regime Change um Öl, Gas, Pipelines und um Israel geht, verschweigt Marjanovic natürlich. Ebenso, dass der Krieg sofort beendet wäre, wenn der Westen, dessen Militärindustrie daran viel Geld verdient (zulasten der Steuerzahler), den Rebellen keine Waffen mehr liefern würde.
Zum besseren Verständnis des Syrien-Konflikts und warum die Enttarnung der Desinformation für hiesige Papageien ein Muss ist, sei auf Kap. 41 verwiesen.
Das propagandistische Kesseltreiben gegen Assad kommt sogar dann auf, wenn er das einzig Richtige tut: demokratische Wahlen ansetzen. 20Min. 13.4.16 S.13 nennt es eine Wahl-Show und eine aussenpolitische Strategie, und die USA melden sich schon vor dem Wahlakt und der Auszählung, dass diese Wahlen nicht den Willen des Volkes repräsentieren und nicht legitim seien, widersprechen aber dem Hinweis des Regimes nicht, dass viele der 3’500 Kandidaten für 250 Sitze weiblich und jung seien. Kriegs-Propaganda? Seitens des Westens sicher: Wahlen oder keine Wahlen, es ist immer falsch, weil es von Assad ausgeht und von einer Empfehlung Russlands (NZZ 26.10.15 S.2) …
Warum erfahren wir nicht, was der russische Aussenminister seinem amerikanischen Kollegen am 15.10.16 in Lausanne sagte, nachdem sie fünf Stunden konferiert hatten – umgekehrt aber schon? Eben.
Das fürchterliche Elend in Ost-Aleppo sowie der Flüchtlingsstrom aus Syrien lassen sich nur beenden, wenn Assad gestützt (nicht gestürzt) wird, wenn er möglichst bald! siegt und wenn Syrien wieder aufgebaut wird, wie er es nach seinem Sieg vorhat – damit möglichst viele Syrer in ihre Heimat zurückkehren können, statt in Europa zu bleiben. Die Europäer lieben diese ja nicht, und Würde erlangen sie hierzulande nur, wenn sie gegen Assad Zeugnis ablegen … Bleibt zu hoffen, dass die Rückkehrer ihrer Würde zuliebe beim Wiederaufbau helfen – mit desillusionierten Gefühlen gegenüber Europa und, wenn sie den Durchblick erlangen, gegenüber der Propaganda der USA.
Mit dem Paradebeispiel Ukraine lässt sich ebenfalls gut zeigen, wie leicht wir, statt Fakten zu lesen, Interpretationen aufsitzen.
Auch hier geht es um Regime Change, um die absichtliche Verwechslung von Ursache und Wirkung, um die NATO-Osterweiterung und den vom Grossinvestor George Soros gesponserten Maidan-Putsch oder, wie sich Victoria Ruland, die Vize-Aussenministerin der USA, in einem abgehörten Gespräch mit jemandem dieser Putsch-Regierung ausdrückte: „Fuck EU“. Sinngemäss heisst das: „Wie können wir Eurasien schwächen und dann eingreifen? Wie kriegen wir es hin, dass die Deutschen und die Russen sich wieder bekriegen? Hat doch bei Irak und Iran 1980-88 auch funktioniert …“). – Unsere Leitmedien haben nicht darüber berichtet, wie die West-Ukrainer sich im Januar 2014 von der Russland-freundlichen Zentralregierung unter Janukowitsch abspalten wollten und zu diesem Zweck das machten, was der Westen zwei Monate später der Ost-Ukraine vorwarf: Sezession. Unterdessen geben einige Georgier zu, dass sie, um den Putsch gegen Janukowitsch vorzubereiten, am 20.2.14 als Scharfschützen auf Zivilisten und Polizisten geschossen hätten mit dem klaren Auftrag, „Chaos und Konfusion“ zu verursachen. Dies führte dank sorgfältiger Regie der Putschisten schliesslich zur Flucht von Janukowitsch und zur Machtergreifung von Kräften, welche den Eintritt der Ukraine in die NATO anstrebten. Das fand dann Eingang in den Kooperationsvertrag mit der EU, ganz klar ein Affront gegen Russland, wie von Soros geplant. Der NATO-Beitritt ist nun aufgeschoben, und der Westen rüstet die Poroschenko-Regierung massiv auf – ganz klar: gegen Russland. Und mit dem Nachfolger Selensky wird weiterhin aufgerüstet und werden Manöver abgehalten – auf Initiative von Joe Biden …
Es muss auch an das Verbrechen der west-ukrainischen Faschisten erinnert werden. Am 2.5.14 stürmten sie das Gewerkschafts-Haus in Odessa und zündeten es an, 46 Menschen starben.
Die hiesigen Papageien reden nun aber von Putin als Aggressor und völkerrechtswidrigem Eroberer der Krim und der Ost-Ukraine, reden von Annexion. Diese Interpretation sieht ähnlich aus wie ein Faktum: Putin hat völkerrechtswidrig die Krim annektiert und greift die Ukraine an. Wer so denkt, bräuchte Aufklärung, was Annexion ist und dass das dort gerade nicht der Fall war. „Annexion“ heißt im Völkerrecht die gewaltsame Aneignung von Land gegen den Willen des Staates, zu dem dieses gehört, durch einen anderen Staat. In diesem Sinne war die israelische Eroberung (1967) und spätere Einverleibung Ost-Jerusalems und der syrischen Golan-Höhen ins israelische Staatsgebiet (1980) eine klassische Annexion. Die Bevölkerung der Krim hat nun aber abgestimmt, sinngemäss: Mit einer vom Westen eingesetzten Putsch-Regierung wollen wir nicht im selben Staat leben! und hat am 16.3.14 eine völkerrechts-konforme Sezession von der Ukraine beschlossen (vgl. Anne Peters, Völkerrecht 2008 , N 3/13 ff). Sezession, Referendum und Beitritt zu Russland schließen eine Annexion aus. Die Sezessionserklärung selbst verletzt keine völkerrechtliche Norm und könnte dies gar nicht. Sezessionskonflikte sind eine innerstaatliche Angelegenheit, nicht Sache des internationalen Rechts. Diesen Status Quo des Völkerrechts hat der Internationale Gerichtshof (IGH-Resolution von 22.7.10) in seinem Rechtsgutachten für die UN-Generalversammlung zur Sezession des Kosovo bestätigt. Denn was die Krim tat, das tat, mit Billigung des Westens, auch der Kosovo (1999/2008). Dann hat die Krim ein Aufnahmegesuch an Russland gerichtet, und dieses hat ihm entsprochen. Dieser dreiteilige gewaltfreie Vorgang war also völkerrechtskonform, der Ausdruck „Annexion“ ist eine manipulative Verdrehung, die sich aber in der westlichen Presse und öffentlichen Meinung festgesetzt hat. Sogar die seriöse NZZ schreibt, um den Doppelbeschluss der NATO in Warschau vom 9.7.16 zu rechtfertigen, von „gewaltsamer Einverleibung von fremdem Territorium“ (11.7.16 S.3). Das ist böswillige Desinformation – jener Schreiberling ist ja schliesslich nicht völlig ungebildet, sollte man meinen. Und doch schreibt er gewaltsam, wo es keine Gewalt gab.
Ein prominenter deutscher Staatsrechtler geht noch weiter: Präsident Putin sei völkerrechtlich sogar verpflichtet gewesen, die Bevölkerung der Krim bei deren Wiederangliederung an Russland zu unterstützen. Ausführlich dazu: https://www.wissensmanufaktur.net/krim-zeitfragen/ .
Die Krim war übrigens jahrhundertelang und bis zum 19.2.54 Teil Russlands und wurde dann der Ukraine „geschenkt“ – von Chruschtschow, einem Ukrainer, weil die Zugehörigkeit zur Ukraine „planerisch klüger“ war. Das berichtete der Sohn Chruschtschows. Nach der Selbstauflösung der UdSSR blieb die Ukraine mit Russland befreundet, dessen Schwarzmeerflotte war per Pachtvertrag auf der Krim stationiert. Als die Ukraine unter der Putsch-Regierung in die NATO wollte, mit ihr der einzige eisfreie Militärhafen Russlands, sagte die russische Mehrheit der Krim „Njet!“ Das akzeptieren auch viele Deutsche. Russland hat nun von seinem Festland im Osten aus eine vier-spurige Brücke zur Krim gebaut, Eisenbahn folgt, und damit bekräftigt: Die Krim bleibt russisch!
Und das sagen nun auch die Russen in der Ostukraine, die nicht unter einer pro-westlichen Putsch-Regierung leben wollen. Ob es zu einer Sezession kommt oder bei einer Autonomie bleibt, ist derzeit offen. Dazu gibt es klare Worte Putins zum Abkommen von Minsk:
Unsere Leitmedien stellen die Russen in der Ost-Ukraine indessen als Verbrecher hin. Rebellen in Syrien sind gut, Rebellen in der Ukraine sind schlecht … Und schlecht ist die russische „Einmischung“ in der Ost-Ukraine, die amerikanische in Syrien hingegen gut. Ein Indiz gegen die West-Meinung, dass Russland sich proaktiv militärisch eingemischt habe, liefern die Leitmedien nun aber selber (SDA/GUX): Paramilitärische russische Rocker (Nachtwölfe) hätten bei der Übernahme ukrainischer Kasernen geholfen und Checkpoints errichtet (20Min. 10.5.16 S.11). Wem geholfen? Offenbar den ost-ukrainischen Separatisten, nicht regulären russischen Soldaten, deren Präsenz vom Westen behauptet, vom Kreml bestritten wird. Die Friedensfahrt der Wölfe sei eine Provokation, meinen deutsche Sicherheitsbehörden laut Spiegel (a.a.O.); Warum ist eine solche Fahrt, mit der des Kriegsendes am 9.5.45 gedacht wird, eine Provokation? Wer provoziert da wen? und womit? Wer gewährt da Einblick in seine Unterstellungen? Die Leitmedien, zuhanden willfähriger Papageien – um Stimmung zu machen gegen das Feindbild Putin, wie schon der Titel sagt: weil er die Rocker Brüder nennt … Also: Brüder auf Friedensfahrt sind suspekt, sind eine Provokation. Deutlicher kann man Kriegslüsternheit nicht zelebrieren. Und Öl ins Feuer giessen: Dazu dient offenbar die Meldung der SDA (in 20Min. 27.10.16 S.2), ukrainische Hacker hätten Tausende E-Mails veröffentlicht, die enge finanzielle und politische Verbindungen zwischen Moskau und Separatisten in der Ostukraine zeigen. Russen in Moskau und russisch-stämmige Ost-Ukrainer schicken sich E-Mails: Soll das kriegerisch-aggressive Absichten Moskaus beweisen, im Ernst? Das ist nicht einmal ein Indiz, macht aber Stimmung gegen Moskau! E-Mails etc. zwischen dem Pentagon und syrischen Rebellen – beweisen was?
Die Ost-Ukrainer sind russisch-stämmig. Die Russland-feindliche NATO hat sich mit ihrer Ost-Erweiterung bis an die Westgrenze von Russland ausgedehnt. Die russisch-stämmigen Ost-Ukrainer wollen mit der NATO nichts zu tun haben - verständlich: Im Assoziierungs-Abkommen der Ukraine mit der EU steht nämlich ein Passus, der die Option NATO-Beitritt enthält. Unsere NATO-hörigen Leitmedien erwähnen das mit keinem Wort. Das Kraftwerk in den USA gängelt eben unsere Steckdosen …
Die genannten Fakten und meine Überlegungen dazu werden von der Masterarbeit eines Soziologen gestützt, welcher 2020 nachwies, dass die Schweizer Leitmedien NZZ und Tagesanzeiger ab Frühjahr 2014 (Maidan-Putsch, Sezessionswunsch der Ost-Ukraine/Krim und Wiederangliederung der Krim an Russland) systematisch die Berichterstattung aus den NATO-Staaten bevorzugten und die russische Version höchstens vereinzelt und verzerrt zitierten. So festigten sie die Meinung, Russland habe die Krim „annektiert“, und zwar völkerrechtswidrig und gewaltsam. Seither ist hierzulande kaum jemand anderer Meinung. Quod erat demonstrandum: wie Papageien. Dass Russland mit der Krim auch seinen Hafen und die Schwarzmeerflotte an die NATO verloren hätte und dies das Ziel des Maidan-Putsches war, taucht nirgends auf.
Die Berichterstattung zu Venezuela im Frühjahr 2019 ist ein weiteres Beispiel für die beinahe-kriminelle Einseitigkeit, die dem arglosen Durchschnitts-Bürger ein verzerrtes Bild liefert und wichtige Aspekte verschweigt, hier: immerhin das Völkerrecht, das den legitimen Präsidenten Maduro vor ausländischem (militärischem) Eingreifen schützen sollte: Rubikon 10.3.19 zur ARD-Tagesschau. Einseitig und verzerrt sind alle Berichte, die folgende Fakten verschweigen:
- Die Anerkennung des selbsternannten Interimspräsidenten Guaidò durch etwa 60 westlich orientierte Staaten ist ganz klar völkerrechtswidrig (Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages).
- Die prekäre Versorgungslage im Land ist die Folge der US-Sanktionspolitik. Die USA halten 11 Mia. $ venezolanisches Staatsvermögen zurück und blockieren geplante Einkäufe für Medizin, Lebensmittel und Strom.
- Mit den 2010 entdeckten Ölfeldern ist Venezuela auf Platz 1 aller Ölvorkommen, und seither drangsalieren es die USA.
- Russland und China arbeiten eng mit Venezuela zusammen, auch militärisch, und investieren massiv.
- Venezuela versucht, sich vom US-Dollar unabhängig zu machen.
In welchen Leitmedien werden hierzulande solche Fakten angemessen berücksichtigt? Eben.
b) „Fakten“ und Berichte darüber werden von den Nachrichtenagenturen wie Industrieprodukte hergestellt. Wir wissen nur die Spitze des Eisbergs der Medien-Manipulation, pars pro toto sei auf das Buch Gekaufte Journalisten verwiesen. Haben auch Sie das Gefühl, häufig manipuliert und von den Medien belogen zu werden? Dann geht es Ihnen wie der Mehrheit der Deutschen. Bislang galt es als »Verschwörungstheorie«, dass Leitmedien uns Bürger mit Propagandatechniken gezielt manipulieren. Jetzt enthüllt ein Insider, was wirklich hinter den Kulissen passiert.
Der Journalist Udo Ulfkotte schämt sich heute dafür, dass er 17 Jahre für die Frankfurter Allgemeine Zeitung gearbeitet hat. Bevor der Autor die geheimen Netzwerke der Macht enthüllt, übt er konsequent Selbstkritik. Er dokumentiert hier zum ersten Mal, wie er für seine Berichterstattung in der FAZ geschmiert und die Korruption gefördert wurde. Und er enthüllt, warum Meinungsführer tendenziös berichten und wie der verlängerte Arm der NATO-Pressestelle Kriege medial vorbereitet. Wie selbstverständlich wurde auch der Autor in die Netzwerke amerikanischer Eliteorganisationen aufgenommen, erhielt im Gegenzug für positive Berichterstattung in den USA sogar eine Ehrenbürgerurkunde.
In diesem Buch erfahren Sie, in welchen Lobbyorganisationen welche Journalisten vertreten sind. Der Autor nennt Hunderte Namen und blickt auch hinter die Kulissen jener Organisationen, welche unsere Medien propagandistisch einseitig beeinflussen, etwa: Atlantik-Brücke, Trilaterale Kommission, German Marshall Fund, American Council on Germany, American Academy, Aspen Institute und Institut für Europäische Politik. Enthüllt werden zudem die geheimdienstlichen Hintergründe zu Lobbygruppen, die Propagandatechniken und die Formulare, mit denen man etwa bei der US-Botschaft Fördergelder für Projekte zur gezielten Beeinflussung der öffentlichen Meinung in Deutschland abrufen kann.
Christoph Blocher, sicherlich kein Dummer, ist überzeugt davon, dass er die Wählerschaft von Basel-Stadt auf bürgerlich umpolen kann. Deshalb hat er die Basler Zeitung gekauft und macht uns nun weis, Basel sei der rot-grüne Gulag (TA 9.9.16 S.12). Blocher hat damals uns Gut-Menschen verhöhnt (die Linken und die Netten), deshalb nenne ich ihn einen Schlecht-Menschen (vgl. Kap. 50). Gegen solche superreiche Demagogen schreibe ich an (vgl. Kap. 30). Ich bin allerdings nur eine Ameise, die den Rhein stauen will …
Blocher ist mein Kronzeuge, dass WIR PAPAGEIEN der angemessene Titel ist für diese 50 Essays.
c) „Fakten und Berichte darüber, also Informationen, werden zu rund 95% in den USA produziert, nämlich in den riesigen Agenturen Associated Press (AP, New York) und Reuters (London, jetzt auch New York). Sie verarbeiten und verschicken mehr Nachrichten als die übrigen Agenturen insgesamt – wichtig ist noch die Agence France-Presse (AFP, Paris). Ihre Produkte stehen im Einklang mit den Interessen des Military Industrial Complex, dank professioneller Einseitigkeit. Sie wirken als Propaganda-Multiplikatoren.
Der Sprachwissenschafter Noam Chomsky, dessen Integrität von niemandem bezweifelt wird, hat darüber ausführlich recherchiert und publiziert. Bekannt und beispielhaft (pars pro toto) ist seine Gegenüberstellung der Berichte über die Massaker in Kambodscha durch die Roten Khmer (ausführlich) und in Osttimor 1965 durch Indonesien unter Suharto (gar nicht): Im Vietnam-Krieg war dieser nämlich ein wichtiger Verbündeter der USA.
d) Spätestens seit dem 11. September 2001 befinden sich die USA erneut und offiziell im Kriegszustand: „Krieg gegen den Terrorismus“ als Nachfolger des „Kalten Kriegs gegen den Kommunismus“ (1946-1990). Folglich sind alle ihre Berichte über Fakten und alle Interpretationen derselben seit Jahrzehnten Kriegs-Propaganda. So einfach und logisch ist das.
Zu den Techniken des Meinungsmanagements gehört unter anderem eine Flut von Information, die zu der „Illusion von Informiertheit“ führt. Dazu gehören die Angsterzeugung, die De- und Rekontextualisierung von Fakten sowie ihre Defragmentierung und das Unsichtbarmachen von Fakten.
Das letzte Drittel des Vortrags von Rainer Mausfeld „Warum schweigen die Lämmer?“ beschäftigt sich detailliert mit dem politisch gesteuerten Empörungsmanagement, das abhängig vom Status des Objekts der Empörung (das eigene bzw. „befreundete“ Regime vs. „feindliche“ Regime) eingedämmt oder angefacht wird (vgl. ausführlich Kap. 20). Aktueller Terminus in diesem Kontext ist „Terrorismus“, ein nach Mausfeld “zutiefst ideologisch gefärbter Begriff“. Als eindrückliches Beispiel für erfolgreiches Empörungsmanagement zitiert Mausfeld die rund 20 bis 30 Mio. toter Zivilisten (!), welche die Weltmacht USA seit dem Zweiten Weltkrieg zu verantworten habe und die durch die genannten Techniken des Meinungsmanagements – und trotz öffentlich verfügbarer Informationen darüber! – unterhalb der allgemeinen Wahrnehmungsschwelle bleiben und deshalb keine Empörung auslösen. Ebenso übrigens wie alle Opfer sogenannter „struktureller“ Gewalt! – Alle Thesen des Vortrags werden mit Quellen und gut verständlichen Schaubildern und Tabellen belegt.
e) Heutzutage ist die wichtigste Waffe in einem Krieg die Propaganda, also die gezielte Manipulation, um die Konsumenten der Informationen zu vereinnahmen, günstigstenfalls: um sie zu Verbündeten zu machen.
Ein signifikantes Beispiel ist die systematische Hetze gegen Kim Jong-un, den „Baby-Diktator“ Nord-Koreas. Das gehört ins 34. Kap.
Hier ist bemerkenswert, was in den Medien geschah im Nachgang zum jüngsten Atombomben-Test Nordkoreas am 5.1.16. Alle Welt empörte sich, wie bei den bisherigen drei. Ich hörte diesmal aber deutlich in den SRF-Nachrichten, dass Kim sagte, er beende das Atomprogramm, sobald die USA ihre feindliche Haltung gegenüber Nord-Korea aufgäben. Diese Friedensofferte kam in unseren Medien nur dieses eine Mal und nur mündlich vor. Statt sie aufzugreifen, was einer christlichen Weltmacht gut anstünde, haben die USA offenbar umgehend dafür gesorgt, dass sie nicht mehr erwähnt wird. Die SDA hat immerhin nachgeschoben, das Kim-Regime betone, dass es von aussen bedroht sei (was ja stimmt), man werde die Bombe nur zur Verteidigung einsetzen (20Min. 7.1.16 S.13). Warum verschweigt die meistgelesene Zeitung der Schweiz die ursprüngliche Version? Warum wird diese in der ganzen westlichen Presse verschwiegen? Der Military Industrial Complex braucht dieses Feindbild, braucht diesen „Schurkenstaat“, um die Illusion aufrechtzuerhalten, die USA seien die Guten und Kim der kleine Böse, der die Spannung anheize, weshalb man weiterhin aufrüsten und Sanktionen verhängen müsse. Gibt es einen anderen Grund, eine Friedensofferte zu ignorieren? Die USA haben im UNO-Sicherheitsrat am 25.2.16 einen Resolutionsentwurf für Sanktionen eingebracht, die Nord-Korea buchstäblich vom Rest der Welt abschnüren würden – ein Zustand, der von der US-Propaganda zumeist als Polit-Argument gegen Nord-Korea verwendet wird …
Im Moment geht es den USA darum, die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland zu verhindern, in der „Sicherheitskonferenz“ im Februar 2016 Härte einzufordern und mittelfristig Russland als Austragungsort der Fussball-WM 2018 zu diskreditieren. Dazu muss nun der Mord an einem dissidenten ehemaligen Geheimdienstler 2006 herhalten: Putin habe der Ermordung zugestimmt. Zumindest könnte der Gegendarstellung durch Russia today auch ein bisschen Raum gegeben werden…
f) Daraus folgt, dass die in den USA produzierten „Informationen“ ausnahmslos Kriegs-Propaganda sind, z.B. zu Nord-Korea, Iran, Kuba, Venezuela, Palästina/Gaza, Syrien, Ukraine, aber auch zu anderen politisch-ökonomischen Themen, z.B. Staatsschulden, Nord-Süd-Gefälle, Jugendarbeitslosigkeit, Flüchtlinge. Das war auch im „Kalten Krieg“ schon so (z.B. zu Vietnam, vgl. Kap. 20).
g) Die meisten von uns, damals wie heute, plappern sie nach – eben: wie PAPAGEIEN, und lassen sich von den wirklichen Problemen dieser Erde ablenken.
Ein Leitsatz der Mafia ist: Um einen Skandal zu vertuschen, braucht man einen noch größeren Skandal. Wem nutzt es, dass der entsetzliche Mord in London vor zehn Jahren (2006, vgl. oben e) und das tragische Unglück eines Passagierflugzeuges im Jahr 2014 jetzt medial gegen Russland derart in der Öffentlichkeit verbreitet wird, dass die wahren gegenwärtigen internationalen Katastrophen und Probleme unter den Teppich gekehrt bleiben, nämlich der US-Krieg in Syrien durch die US-Intervention an der Seite des IS-Terrors, der US-Boykott einer weiteren Friedenskonferenz zu Syrien, die US-Drohnen-Morde, die mörderische illegale Besatzung Palästinas durch Israel, die Komplizenschaft Großbritanniens mit Saudi-Arabien für die mörderischen Angriffe und Kriegsverbrechen in Jemen, die totale Überwachungsspionage der USA gegen Deutschland, die verblüffende Infiltration und Manipulation der deutschen Medien und die Auswirkungen dieser Fakten auf das transatlantische Verhältnis. All diese brisanten aktuellen internationalen Abnormitäten lassen die Medien, Süddeutsche Zeitung an erster Stelle, beiseite, und zwar wegen eines Londoner strafrechtlichen Falls von 2006 und des Unglücks eines Linienfluges im Juli 2014, der niemals hätte über ein Kriegsgebiet erfolgen dürfen. Jan Lenkait, Blogger.
h) Das Ziel dieses Kriegs war und ist die uneingeschränkte Herrschaft des von den USA verkörperten politisch-ökonomischen Systems, des Kapitalismus: Gewinn-, nicht Bedarf-orientiert, auf stetes Wachstum ausgerichtet, „zu viel ist nicht genug“ (Volker Pispers). Der neokonservative Zbigniew Brzezinski, Sicherheitsberater des US-Präsidenten Bill Clinton (1993-2001), stellte alles klar: Das Ziel der USA muss sein, unsere Vasallen in einem Zustand der Abhängigkeit zu halten, den Gehorsam und den Schutz unserer Untergebenen zu garantieren und die Vereinigung der Barbaren zu verhindern.
Gegner dieses Systems und/oder der US-Dominanz oder unabhängige Akteure werden kaltgestellt oder gar weggebombt (sog. Regime Changes). Nach Serbien, Afghanistan, Irak (2x), Libyen und Syrien ist vielleicht als nächstes der Iran oder Nord-Korea oder Kuba dran.
Die USA haben zum Erreichen dieses Kriegsziels schon vor Jahrzehnten eine besondere Behörde eingerichtet, die Central Intelligence Agency, bekannt unter dem Kürzel CIA. Sie ist zuständig für Ausland-Einsätze, während es im Inland eher das Federal Bureau for Investigations ist, das FBI. Die Bush-Administration hat anfangs dieses Jahrtausends innerhalb des Pentagons noch eine zusätzliche Propaganda-Abteilung aufgebaut mit 27’000 Spezialisten und einem Jahres-Budget von 4,7 Mia. US$, welche den Auftrag hat, die öffentliche Meinung über die US-Politik systematisch zu beeinflussen. Die Geheimdienste der USA verfügen jährlich über gut 50 Mia. $.
Ich frage mich und die geneigte Leserschaft: Was machen diese Behörden mit ihren Milliarden-Budgets? Pilze züchten? Mit Journalisten Kaffee trinken? Auch ohne Detail-Kenntnis ist offensichtlich, dass diese Gelder auf amerikanisch-effiziente Weise eingesetzt werden, um das Kriegsziel zu erreichen, von Mord-Einsätzen bis zum Organisieren von Staatsstreichen, von einseitiger Berichterstattung bis zu gezielten Propaganda-Lügen, natürlich auch über die Gewalt-Einsätze selber.
Andere Staaten machen das auch – aber niemals mit solch hohen Budgets und solch professioneller Effizienz. Ergebnis: Die US-Propaganda wird am ehesten geglaubt. Obwohl die USA mittlerweile die blutigsten Hände haben (über Vietnam haben sie mehr Bomben abgeworfen als alle Bomben des 2. Weltkriegs), gelten sie in der Geschichte seit 1945 als die Guten, acht Jahre lang mit einem sympathischen Smiley an der Spitze („Sie haben es ja für uns gemacht„). Die Opfer ihrer Bomben und Kampf-Drohnen gelten als die Bösen, die dieses Schicksal verdient haben. Denn sie waren Gegner von God’s own Country. Wenn Zivilisten getroffen werden, Frauen und Kinder, so sind das bedauerliche, aber unvermeidliche Kollateralschäden; sie hielten sich zu falscher Zeit am falschen Ort auf …
i) Wer unsere Zeitungen liest und ihnen glaubt (oder dem TV etc.), der glaubt der US-Kriegspropaganda und stützt den US-dominierten Kapitalismus, der u.a. seiner Rüstungs-Industrie Aufträge und Gewinne zuschanzt.
k) Allerdings: Die von den USA produzierten Informationen sind nicht alle „falsch“. Doch diese Lichtperlen (Daniele Ganser) sind Teil der Manipulation.
Weil das Infotainment dem System und Kriegszweck dienen muss, sind seine Inhalte einseitig, tendenziös, manipulativ, provokativ, aufwieglerisch, z.B. „Israelische Atomwaffen sind in Ordnung, indische und pakistanische auch, aber die des Iran oder Nord-Koreas sind schlimm und geben Anlass zum Eingreifen.“ So wurden und werden Kriege vorbereitet, z.B. der gegen den Irak oder Libyen oder eben Nord-Korea. Und die Kriegstrommler sind im biblisch-teuflischen Sinn „böse“; sie nehmen beliebig viele Leichen und Zerstörungen in Kauf, um ihr System aufrecht zu erhalten. Als Beleg unter vielen sei auf den Bericht eines ehemaligen CIA-Offiziers verwiesen (Das sind die wahren Schuldigen am Ukraine-Krieg (21.9.14).)
Einer solchen Gegen-Information glaube ich eher. Und ich anerkenne, dass es im „freien Westen“ durchaus Medien-Freiheit gibt. Sie muss sich aber ständig wehren. Ein Beispiel ist das kürzliche Gerangel um die Publikation des sog. Folter-Berichts durch die US-Senatorin Feinstein. Ihr wurde nicht nur lügnerische Nestbeschmutzung vorgeworfen, sondern sogar Handeln gegen die Nationale Sicherheit.
l) Fazit: Wer die „Fakten“, Informationen und Kommentare der westlichen Nachrichten-Agenturen und ihrer hiesigen Papageien sieht, hört oder liest, muss sich ständig bewusst sein, dass es in der Regel Kriegspropaganda ist, also einseitig, unvollständig, tendenziös und manipulativ, dass der Auftraggeber der Militärisch-industrielle Komplex der NATO-Staaten ist und dass die „Wahrheit“ (sc. korrekt, anständig, gewissenhaft, integer, ausgewogen, fair!) sich nur ausnahmsweise zeigt, ständig in der Defensive. Einer spricht neuerdings Klartext: ja, ausgerechnet Putin: https://www.youtube.com/watch?v=ICgopzep7OA (derzeit nicht verfügbar …).
Dieses Fazit beinhaltet natürlich, dass von Russland ebenfalls Kriegs-Propaganda kommt. Diese ist aber bei weitem nicht so gefährlich, weil sie in unseren Leitmedien selten zitiert und weil ihr hierzulande eh nicht geglaubt wird.
Ich empfehle daher, die politisch-ökonomischen Informationen gegen den Strich zu konsumieren. Wenn z.B. über den russischen Präsidenten Putin berichtet wird (dem Hillary Clinton „die Stirn bieten“ will) bzw. über seine Entscheidung, in Syrien alle Stellungen von Rebellen anzugreifen, nicht nur den IS, dann empfehle ich, seine Rede darüber unvoreingenommen und ganz zu lesen mit dem Fokus: Was davon kam in der NZZ etc. nicht oder verfälscht vor? Natürlich enthält eine solche Rede wie gesagt auch Propaganda, und man soll sie auch gegen den Strich lesen . Aber das Destillat dieser Lektüre sieht denn doch ganz anders aus als Papageien-Lektüre. Man nennt das Medien-Kompetenz.
Zum Motiv meines Eifers habe ich im 1. Kap. weit ausgeholt. Ich kann hier zusammenfassen: Ich vergleiche den Mainstream mit einem Schiff, das (propagandistische) Schlagseite hat, und ich begebe mich (mit Fakten und fundierten Meinungen) stets an die andere Reling, um die Schlagseite ausgleichen zu helfen.
Lieber Redaktor eines hiesigen Leit-Mediums, was ist denn daran so schrecklich und unannehmbar, sich einzugestehen: „Ja, ich bin ein Papagei – denn ich will mich und meine Familie ernähren.“ Ich als dein Kritiker habe ja allen Respekt davor, dass du deine Familie ernähren willst. Das ist eine Frage deines Bewusstseins: In welchem geistig-moralischen Kontext machst du es? Feige wäre, dich nicht zu fragen, ob du ein Papagei seist.
Wie willst du in 20 Jahren dastehen, wenn deine Kinder dich fragen: „Papa, warst du dafür oder dagegen?“