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23. Israel ist Mitverursacher des weltweiten Terrors – und benutzt ihn.

a) Die Araber zwischen Mittelmeer und Jordan nannten sich und wurden genannt: Palästinenser. 1919 fand der erste Palästinensische Nationalkongress statt. Er lehnte die Balfour-Erklärung ab, welche dem jüdischen Volk 1917 eine Nationale Heimstätte in Palästina versprochen hatte (S. 49 f meines Buchs). 1924 wurde Grossbritannien Mandatsmacht, und König Georg V. sicherte in seiner <Proklamation an das palästinensische Volk> bei der Schaffung dieser Heimstätte „absolute Unparteilichkeit“ zu (S. 50 f). 1932 formierte sich der Istiqlal, eine palästinensische Unabhängigkeitspartei, welche sich gegen den Status als Mandats-Unterworfene sowie gegen die massive jüdische Einwanderung wehrte (S. 52 f). Trotz dieser klaren Identitätsfindung, lange vor der Gründung des Staates Israel, formulierte Ministerpräsidentin Golda Meïr vor der Knesset, zwei Jahre nach dem Sechstagekrieg und der Eroberung Westjordaniens: „So etwas wie ein Palästinenservolk gibt es nicht, hat nie existiert“ (S. 53, 351).

b) Die Palästinenser mussten also im 20. Jahrhundert folgende Niederlagen und Demütigungen hinnehmen:

  • Die Mandatsmacht Grossbritannien anerkannte zwar die Identität und die Bleiberechte der palästinensischen Bevölkerung, angeblich unparteilich, unterstützte aber die Idee einer Heimstätte für die einwandernden Juden als staatliches Gebilde, gegen den Willen der Palästinenser (S. 53).
  • Am 29.11.47 beschloss die UNO durch Mehrheitsabstimmung die Teilung Palästinas, gegen den Willen der Palästinenser (S. 55, 423).
  • Israel eroberte und behielt bedeutend mehr Gebiete, als die UNO beschlossen hatte, natürlich gegen den Willen der Palästinenser (S. 56).
  • Einen Tag vor dem Ablauf des britischen Mandats erklärte Israel seine Unabhängigkeit, gegen den Willen der Palästinenser (S. 58).
  • Aus ihrer Heimat West-Palästina wurden mehr als 800’000 Araber militärisch vertrieben, meist auf grausame Weise, und ihr Land wurde von Israeli besiedelt.
  • Die UNO anerkannte zwar die Vertreibung (Nakbah) und den Flüchtlingsstatus durch Gründung der speziellen UNO-Organisation UNRWA, aber das Leben in Zeltstädten, verteilt in den angrenzenden Staaten und Westjordanien, blieb ein Elend.
  •  Israel leugnete in der Folge die militärische Vertreibung, was eine doppelte Niederlage und Demütigung bedeutete. Es wehrte sich auch (und bis heute) erfolgreich gegen jede Rückkehr- und/oder Entschädigungsforderung (S. 60).
  • Israel beschlagnahmte rund 70’000 Bücher von Palästinensern und katalogisierte später einen Zehntel davon in seiner eigenen Nationalbibliothek mit dem Vermerk Abandoned Property (zurückgelassenes Eigentum, Kap. 21e).
  • Die UNO verlangte anlässlich der Aufnahme Israels am 11.5.49, der genannten Forderung nachzukommen (S. 60), unternahm aber nichts, um ihr Nachdruck zu verleihen.
  • Die im damaligen Israel verbliebenen Palästinenser wurden unter Militärverwaltung gestellt, welche bis 1966 andauerte (S. 124). Sie blieben Bürger 2. und 3. Klasse, bis heute: weitgehend rechtlos und abseits staatlicher Förderung (S. 123-140).
  • Dieser Fünftel der israelischen Bevölkerung (S. 123 ff.) geriet und gerät in ein tragisches Dilemma: Wenn sie ihr Wahlrecht ausüben, dann anerkennen sie die Souveränität des Eroberers; wollen sie das nicht und wählen nicht, dann haben sie keine Fünftel-Vertretung in der Knesset. In dieser sitzen denn auch nur wenige arabische Abgeordnete, welche regelmässig niedergeschrieen und überstimmt werden.
  • Israel konfiszierte bis 1967 und erst recht danach sukzessive Land, Vermögen und Grundwasser-Reserven der Palästinenser (vgl. Kap. 5 und 6 meines Buchs).
  • Nach den Niederlagen im Sinai-Krieg (1956, S. 90) und im Sechstage-Krieg (1967) fasste die UNO zwar völkerrechtlich verbindliche Beschlüsse zugunsten der Palästinenser (die Resolutionen 242 und 378 des Sicherheitsrats), setzte sie aber nicht durch.
  • Auch der Jom-Kippur-Krieg (im Ramadan 1973, S. 94), mit welchem die umliegenden arabischen Staaten den jüdischen Eindringling in die Schranken weisen wollten, endete mit einer Niederlage, auch in der UNO: Papier statt Handeln.
  • Verschiedenste UNO-Beschlüsse, welche Israel zu völkerrechts-konformem Verhalten und Handeln verpflichten wollten, scheiterten am Veto der USA, und die gültigen Erlasse wurden von Israel abgelehnt (S. 59, 91 ff).
  • Die Palästinenser fühlten sich auch von ihren arabischen Verbündeten verraten und im Stich gelassen, welche sich aus opportunistischen Gründen mehr und mehr mit dem Westen und dem Staat Israel arrangierten und ihre Brüder (und Schwestern!) zum Bauernopfer degradierten: Ägypten, Jordanien, Libanon, manchmal auch Syrien, Saudi-Arabien, die Golf-Staaten …
  • … und so weiter

auch im 21. Jahrh. zumal seit dem Anschlag auf die Twin Towers in New York am 11.9.01 = <9/11>, welcher von der Bush-Administration und ihren Vasallen zur Waffe gegen einige islamische Regionen instrumentalisiert wurde (vgl. Kap. 35).

Ich kann auf das vorstehende Kapitel sowie auf mein Buch <Israel in Palästina …> verweisen. Der Kampf des palästinensischen Volkes um internationalen Respekt und eigene Staatlichkeit wurde von Israel mehr denn je als Waffe gegen die Palästinenser umgedeutet und benutzt, bis heute:

  • Israels Kriege gegen die legitim an die Macht gelangte Hamas und den Gaza-Streifen wurden mit dem Terrorismus-Vorwurf begründet, obgleich die Raketen auf Süd-Israel ein nachvollziehbarer Aufschrei und Aufbäumen gegen die grösste Gefangennahme eines Volkes durch ein anderes sind (derzeit 2 Mio. Menschen), einzigartig in der ganzen Menschheitsgeschichte (S. 177-202).
  • Markant ist folgendes Beispiel (Dezember 2014): Der von Jordanien eingebrachte Resolutionsentwurf, Israel solle sich aus Ost-Jerusalem und dem Westjordanland zurückziehen (und damit endlich dem geltenden Völkerrecht gehorchen), scheiterte am Veto der USA, welches ausgerechnet damit begründet wurde, der Entwurf untergrabe die Bemühungen um eine Zwei-Staaten-Lösung!
  • Und das darauf folgende Beitrittsgesuch Palästinas zum Internationalen Strafgerichtshof wird nun von Israel und den USA mit der Begründung bekämpft, das störe den Friedensprozess. Dieser stockt aber wegen der Weigerung Israels, während dieses Prozesses einen Siedlungsstop zu verhängen – in meinen Worten: die Pizza nicht weiter aufzufressen, über die verhandelt werden soll … Immerhin hat die Anklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, Fatou Bensouda, am 20.12.19 ein „Verfahren wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen im besetzten palästinensischen Gebiet“ angekündigt – auch gegen die Hamas …
  • Nun hat US-Präsident Donald Trump am 7.12.17 das auch den Arabern heilige Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt, und den weltweiten Protest dagegen, auch in Europas Hauptstädten, bezeichnet Netanjahu als „scheinheilig“ und die Gewaltausbrüche als „Verbrechen gegen Israel“. Dasselbe geschieht mit der Anerkennung der syrischen Golan-Höhen als israelisches Staatsgebiet; die Annexionen seien „legal“ (März 2019).
  • US-Militär verstärkt mit 2’500 Soldaten im palästinensischen Westjordanland ab 4.3.18 die Besetzung durch das israelische Militär.
  • Am 14. Mai 2018, dem 70. Jahrestag der Ausrufung des Staates Israel und dem palästinensischen Gedenktag an die Nakbah, öffnet die neue US-Botschaft in Jerusalem ihre Türen, und Premier Netanjahu bezeichnet das als richtigen und nachahmenswerten Schritt, „der dem Frieden dient“ (SDA/KKO in 20Min. 14.5.18 S.15). Am Grenzzaun zum Gaza-Streifen, dem grössten Gefängnis der Weltgeschichte (2 Mio.), werden Dutzende Protestierender getötet und Tausende verletzt. Netanjahu bezeichnet sie als Terroristen – sein Synonym für die Gegenwehr der Bestohlenen und deren „Great March of Return“.

c) Der Widerstand des palästinensischen Volkes gegen die Unterdrückung durch Israel, dessen Berechtigung weltweit mehr und mehr anerkannt wird, war sehr blutig. Für uns sichtbar wurde er aber erst in den 60er Jahren. Im Herbst 1959 wurde die Fatah gegründet, anfangs 1964 die Arabische Liga und am 29.5.64 die Palestine Liberation Organisation PLO (S. 91 meines Buchs). Die Sabotage-Angriffe der Feddajin wurden hierzulande fast einhellig verurteilt. Der Kalte Krieg polarisierte die Meinungen, und Israel wurde als westlicher Verbündeter gegen den Sowjet-Block wahrgenommen. Weil dieser in der Israel-Frage von der Allianz der Blockfreien assistiert wurde, war die Meinung im Westen klar: Nach dem Holocaust durfte das drangsalierte Israel, klein und wehrhaft wie die Schweiz, doch nicht schon wieder angegriffen werden, und schon gar nicht von Arabern mit kommunistischen Plänen !! So ging völlig unter, ob die Palästinenser ein Recht auf Identität, auf ihre Heimat und auf Begrenzung der Militärmacht Israels haben und mit welchen Mitteln sie dieses Recht erkämpfen sollen. Wir Europäer, immer noch begeistert vom gewaltlosen Kampf Gandhis und überzeugt von der gewaltlosen Gründung Israels, konnten die Wut und Verzweiflung der Palästinenser nicht verstehen, welche von Anfang an auf ihre himmelschreiend ungerechte Lage aufmerksam machen wollten, auch mit Waffen und Blut. Wir verstanden Israel und kauften Jaffa-Orangen.

Und heute noch bezeichnen es bürgerliche Kreise in der Schweiz als Skandal, dass der damalige Bundesrat Pierre Graber um 1970 einen Deal mit der PLO getroffen habe (sofern das überhaupt stimmt), damit diese künftig die Schweiz verschone – ohne zu merken, dass der wirkliche Skandal darin bestand, dass Israel der legitimen Vertretung des palästinensischen Volkes in Genf eine Vertretung auf Augenhöhe mit derjenigen Israels verweigerte und wir das in Ordnung fanden …

d) Verstehen wir heute, dass die Palästinenser den Weg des bewaffneten Kampfs wählten? Heute, da wir um ihre militärische Vertreibung wissen und um all die Niederlagen und Demütigungen? Welchen anderen Kampf hätten wir ihnen empfohlen angesichts der Absichten der Gründer Israels? Ben Gurion schrieb 1938, also vor dem 2. Weltkrieg und dem Holocaust, an die Jewish Agency: „Ich bin für Zwangsumsiedlung; darin sehe ich nichts Unmoralisches.“ Und der führende Zionist Jabotinski schrieb 1939: „Die Araber müssen Platz machen für die Juden in Erez Israel.“ (S. 53) Welche Kampfart als die geschehene wäre aussichtsreicher gewesen für die Palästinenser? Auch die Doktrin der Schweizer Armee sieht für den Fall militärischer Besetzung den Guerilla-Kampf vor, also das, was wir und der gesamte Westen „Terror“ nannten und nennen. Wie würden denn die Mannen unserer SVP die Freiheit verteidigen im Falle einer militärischen Besetzung, wenn sie als Palästinenser geboren worden wären? Mit Unterschriften für eine Initiative ??

e) Ich hoffe, dass die Leserschaft mir die Frage erspare, ob ich denn Gewalt befürworte. Natürlich nicht. Aber in diesem Buch und Essay geht es nicht darum, sondern um die gleichsam wissenschaftliche Frage, warum wir im Westen bis vor kurzem kein Verständnis hatten für den bewaffneten Kampf der Palästinenser, für die Anschläge der Feddajin und für die Intifada – für die Gewaltanwendung Israels indessen sehr wohl. Das ist der Beweis für meine These: Wir papageien – auch hier. Und es war Zeit, sich aus dieser Propaganda zu lösen.

f) Das dicke Ende kommt jetzt noch: Mit ihrer militärisch untermauerten Weigerung, den berechtigten Widerstand der Palästinenser integral einzubeziehen, machten sich die Israeli zum Wegbereiter des weltweiten Terrors. Die Anschläge der Feddajin, auch gegen zivile Ziele im Ausland, z.B. gegen die israelische Olympia-Mannschaft in München (5.9.72), waren der Aufschrei der Verzweiflung und des mörderischen Hasses angesichts der Zustimmung, welche Israel mit seiner Expansionspolitik in der westlichen Welt genoss. „Wenn wir Palästinenser den Preis dafür zahlen müssen, dann zahlt ihr auch!“ Solche und ähnliche Aktionen mündeten allmählich in den blindwütigen und blutigen Protest gegen die westliche „Wertegemeinschaft“, sprich Doppelmoral, welche den Islam in dessen Heimat bekämpfte und gleichzeitig Israel ermunterte, seine illegalen Eroberungen zu behalten und zu besiedeln.

In der Kurzfassung des Verlags für mein Buch stehen denn auch zwei einschlägige Kern-Sätze: Den ganzen (al-Kaïda-) Terror haben wir zu einem erheblichen Teil der jahrzehntelangen israelischen Expansions-Politik zu verdanken, welche von den „Terroristen“ mit dem verhassten Westen gleichgesetzt wird. Und: Das Ende der westlichen Doppelmoral wäre das Ende von al-Kaïda. Das schrieb ich vor der Syrien-Krise und dem Islamischen Staat. Ohne Doppelmoral wäre wohl beides unterblieben.

g) Im Ernst: Wer wagt es, folgender Einschätzung fundiert zu widersprechen:

Falls sich Israel an die elementaren Anstandsregeln unter Völkern und an das Völkerrecht gehalten hätte, sagen wir: ab 1967 (= Eroberung und Besiedelung dessen, was damals vom ursprünglichen Palästina noch übrig geblieben war, ganze 22%, Grafik S. 427), und falls Israel die Gründung eines Staates Palästina mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt nicht verhindert, sondern gefördert hätte (Road Map 30.4.03, S. 101), dann wären:

  • keine Attentate mehr auf Israeli verübt worden,
  • faire Friedensverträge mit seinen Nachbarn möglich gewesen, natürlich auch mit Palästina,
  • der Bau der Sperrmauer quer durch palästinensisches Gebiet und die blamable Verurteilung in Den Haag (ab S. 155) unterblieben,
  • keine Terror-Organisationen wie al-Kaïda und IS gegründet worden,
  • die Satzungen der Hamas anders ausgefallen, ohne den Zusatz, Israel müsse zerstört werden,
  • Äusserungen von Achmadinedschad unterblieben, Israel müsse von der Landkarte verschwinden,
  • der Hass auf den Westen und die Zweiteilung der Welt milder ausgefallen,
  • am 11.9.01 keine Flugzeuge in die Twin-Towers in New York gerast – falls der Einsturz (9/11) doch nicht hausgemacht war (vgl. Kap. 35),
  • der „Krieg gegen den Terror“ und die Kriege in Somalia, Afghanistan, Irak, Libyen und wohl auch Syrien unterblieben, und Millionen von Toten würden noch leben,
  • keine Flüchtlingsströme ungeahnten Ausmasses unterwegs,
  • keine Jugendlichen zum IS unterwegs, die sich über die westliche Doppelmoral empören, und würde Al-Qaida nicht dazu aufrufen, Juden und Amerikaner „überall“ zu töten (AFP 24.1.18),
  • die Staaten in Nahost unterwegs zu einem regionalen Frieden, statt sich bis auf weiteres blutig zu zerfleischen, mit Mio. Toten und Geflüchteten.

Und was meine Behauptung betrifft, Israel sei selber terroristisch tätig, um sich derjenigen zu entledigen, welche seine Absichten durchkreuzen, so sei als Beispiel für viele an die blutige Kaperung des zivilen türkischen Schiffs erinnert, welches vor einigen Jahren die Blockade des Gaza-Streifens durchbrechen wollte. Das Internet ist voll von weiteren Beispielen (Mossad et alia), und jüngst tötete die israelische Luftwaffe einen iranischen General – auf dem eindeutig syrischen Teil der Golan-Höhen (20Min. 20.1.15 S.11). Papageien werden einwenden, der habe dort eine Gefährdung Israels geplant, also sei diese Tötung gerechtfertigt. Eben: Israels Terror ist gerechtfertigt, arabischer aber nicht! Zweierlei Ellen, Doppelmoral, Parteinahme für Israel und damit verantwortlich dafür, dass es dort keinen fairen Frieden gibt.

h) Terrorakte sind auch die gewaltsamen Landnahmen der orthodoxen Juden im Westjordanland oder das Häuser-Mobbing in Ost-Jerusalem und Hebron (S. 152 und 155), abgeschirmt von Polizei und Armee. Wenn sich die legitimen Eigentümer mit Gegengewalt wehren, welche diesen Boden seit Jahrzehnten bebauen und bewohnen, so werden sie ohne Anklage und Prozess für Jahre weggesperrt. Oder ihre Eigentumsklagen werden verschleppt, weil kein Richter ein Araber ist … So kommt es, dass Mitte April 2016 vor dem Sicherheitsrat der UNO der israelische Botschafter Danon seinem palästinensischen Kollegen Mansur vorwirft, Terrorismus zu glorifizieren, ohne dass der Ratsvorsitzende ihn zurechtweist (20Min. 19.4.16 S.2). Und der Leserschaft wird wohl kaum auffallen, dass diese Meldung der SDA verschweigt, wie Mansur geantwortet hat … Ihr wird auch entgangen sein, dass die Knesset am 19.7.16 beschlossen hat, regulär gewählte palästinensische Parlamentsmitglieder unter verschiedenen Vorwänden auszuschliessen, z.B. wenn diese gegen die illegale Besetzung Westjordaniens protestieren (Medienmitteilung der Gesellschaft Schweiz-Palästina vom 22.7.16).

i) Alle diese Vorgänge gelangen kaum in westliche Medien. Der Mainstream-Journalismus übt sich immer noch und meistens im PAPAGEIEN der Vorgaben aus dem Weissen Haus und Jerusalem. Denn der immer-wieder-Premier Netanyahu ist im Messias-Modus (Buch-Titel, David Sheen 2019), und der Westen unterstützt ihn darin. Deutschland verneint Ende 2019 sogar die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshof für Westjordanien: Palästina sei ja kein Staat …

Meinem Gerechtigkeitsgefühl, welches mich während meiner 20 Jahre als Richter in Zürich beseelte (1970-1990), widerspricht es zutiefst, wenn ich die Dreistigkeit wahrnehme, mit welcher Israel und seine Freunde hierzulande und weltweit ihre zutiefst unfaire Position vertreten und verteidigen. Mit meinem Buch habe ich mir in diesen Kreisen so viel Ärger eingehandelt, dass ich eines Tages den Entschluss fassen musste, mich von diesem Thema aus psycho-hygienischen Gründen zu verabschieden. Das war etwa 2011. Seither habe ich mich mit den viel grösseren Horizonten der vorstehenden 50 Essays befasst. Zum Abschied habe ich damals ein Vermächtnis verfasst und an den breitestmöglichen Adressatenkreis versandt – mit gerade mal zwei Reaktionen: zustimmend. Ich füge es hier diesen drei dem Nahost-Konflikt gewidmeten Essays an:

Vermächtnis

von Alfred Rudorf, Dr.iur. / Mediator SVM/SDM, Zürich

Autor von <Israel in Palästina – Wegweiser zur Lösung> Neu-Isenburg 2010, 445 Seiten, ISBN 978-3-9813189-5-1, 20 Euro

NZZ: “Offensichtlich sind Rudorfs Bemühungen um Unvoreingenommenheit und Fairness in der Beurteilung des Streitfalls.” Dr. Woker, Chefredaktor, 26.8.10 S.7

Hp. Stalder, Medienpädagoge: “Zusammenfassend kann ich zum informativen und spannenden Buch nur sagen: Ich kenne kein anderes, das den Nahost-Konflikt mit gleicher Akribie und Leidenschaft beschreibt wie dieses.”

Geschätzte Bekannte und Interessierte

Ich bin nun bald 70 und habe genug.

Bevor ich mich von meinem <Wegweiser zur Lösung> (www.israel-in-palaestina.ch) selber löse, fasse ich ihn nachstehend nochmals zusammen:

Israel hat sich mehr genommen, als ihm fairerweise zusteht: Land, Siedlungsraum, Wasser. Die ganze Welt teilt diese Meinung, sogar die USA und Deutschland. Der sog. Friedensprozess zeigt: Israel will Land, nicht Frieden. Es hält die Pizza in Händen, die den Palästinensern gehört (noch 22% des ursprünglichen Palästina: Ost-Jerusalem und Westjordanien, durchsetzt mit Siedlungsblöcken; Gaza-Streifen), und es will mit ihnen allen Ernstes über die nochmalige Aufteilung dieser 22% verhandeln, während es sie auffrisst – Stück für Stück.

Das Völkerrecht verbot jedoch die Besiedelung dieses Gebiets schon 1967 (IV. Genfer Konvention und UNO-Resolution 242), und unser heutiges Fairness-Empfinden verbietet es auch. Aber schon ein Siedlungsstopp ist tabu für Israel, und die über 300’000 Siedler (inzwischen >600’000) wollen bleiben und sich vermehren. Dass die sog. Friedensbemühungen erfolglos sind, liegt daher allein in der Verantwortung Israels.

Der “Friedensprozess” hat nur eine Chance, wenn Israel die global gültigen Lebensgesetze respektiert und sich daran hält: Konsens-Prinzip, Gleichwertigkeit aller Menschen, Selbstbestimmungsrecht der Völker, Gesetz des Ausgleichs und dessen Begrenzung, Verursacherprinzip, Stuhl-Gesetz (=Wer schon irgendwo sitzt, darf auch bleiben: die Palästinenser vor und seit 1948/1967) sowie Alte Schulden verjähren nicht (die Nakbah = militärische Vertreibung von etwa 800’000 Palästinensern anlässlich der Staatsgründung Israels). Das Land Palästina/Israel wurde, wenn überhaupt, beiden Völkern verheissen (Jahwe und Allah sind eins), und der Holocaust geht die Palästinenser nichts an – es sind aber sie, welche den Preis bezahlen mussten und müssen.

Der Staat Israel sollte sich daher von religiöser und politischer Arroganz distanzieren und sich, als Akt weiser Selbstbeschränkung und in Befolgung jüdischer Ethik, auf seine Grenzen von 1967 zurückziehen. Damit macht es Platz für den Staat Palästina, der diesem Volk rechtlich und fairerweise längst zusteht. International verbürgte Sicherheitsgarantien und allseits anerkannte Grenzen lassen dann den fürchterlichen Terror abnehmen. Seitens der Araber war dieser stets eine Re-Aktion auf die brutale Landnahme und Vertreibung, und auch die Raketen aus dem Gaza-Streifen (für Israel: Ausland!) sind eine Re-Aktion: auf die rechtswidrige Abriegelung durch Israel und auf die fast täglichen Morde seiner Armee, während diese die Welt glauben machen will, die Wirkung sei die Ursache.

Die Zwei-Staaten-Lösung (Israel und Palästina beidseits der Grünen Grenze, die bis 1967 galt) wird von der erdrückenden Staatenmehrheit als fair empfunden, auch von den meisten Palästinensern, und sie entspricht dem vom Völkerrecht vorgegebenen Endzustand der Nahost-Region. Israel hätte demnach 78% und Palästina die erwähnten 22% seiner ursprünglichen Fläche. Dieser Wegweiser empfiehlt eine solche Aufteilung ebenfalls und widerlegt alle Gründe, die gegen sie vorgebracht werden.

Palästina muss, um sein Prestige zu erhöhen und um den Nahost-Konflikt formell beenden zu können, einen Prozess von EMPOWERMENT (Handeln statt Jammern) und von Zweckbündnissen (v.a. Fatah/Hamas) durchlaufen. Das jüngste Abkommen ist der Beginn. Damit kann es allmählich sein “Recht auf einen eigenen Staat” (UNO 1974 usw.) verwirklichen und dadurch Israel begrenzen. Wenn es dem Volk der Palästinenser und Palästinenserinnen gelingt, den Staat Palästina “aus einem Munde” auszurufen (in den Grenzen von 1967 mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt, 22% seines ursprünglichen Gebiets), dann ist es möglich, Vollmitglied der UNO zu werden. Das allein schon ist ein enormer Prestige-Gewinn, der die Dynamik des sog. Friedensprozesses radikal verändert: Palästina gelangt auf Augenhöhe mit Israel. Die Siedler sind dann Ausländer in einem souveränen Staat Palästina, mit allen Konsequenzen, auch völker- und strafrechtlichen. Mit Hilfe der Internationalen Gemeinschaft kann der junge Staat alsdann die (enormen!) Aufgaben der Staatswerdung als Folgeprobleme angehen, nicht als deren Voraussetzung: Status und Zahl der Siedler; Rückkehr von Flüchtlingen, die in Palästina leben wollen; Grenzverlauf (insbesondere in und um Jerusalem); Abbruch der Mauer auf seinem Gebiet; Eigentum an Land und Grundwasser; Status einiger Siedlungsblöcke im Baurecht; Status des Gaza-Streifens samt Korridor.

Das alles und noch viel mehr steht, unter Berücksichtigung sämtlicher Aspekte des Nahost-Konflikts, in meinem Buch, korrekt und wissenschaftlich genau begründet.

Kurzfassung

Einleitung und Karte

43 Kernsätze

Der Wegweiser ist nicht verantwortlich, wenn der Wanderer ihm nicht folgt – wenn er sich verirrt und sein Ziel nicht erreicht oder gar abstürzt …

Also, geschätzte Bekannte und Interessierte, macht mit diesem Wegweiser etwas Gutes, Zielführendes, und tragt ihn überall hin, wo er gesehen werden kann und muss. Danke.

Beste Grüsse Alfred Rudorf

Mitglied der Gesellschaft Schweiz-Israel und der Gesellschaft Schweiz-Palästina

In der Zwischenzeit bin ich aus der Gesellschaft Schweiz-Israel ausgetreten.

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