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26. Hat der Reale Sozialismus aufgegeben, weil der Reale Kapitalismus das bessere System ist? Nein: weil dessen Propaganda besser war, das raffinierte Empörungs-Management. Und Ronald Reagans <Politik der Täuschung> …

a) In einer Hintergrund-Sendung des Schweizer Radios vom 30.5.16 wurde ein Berliner Soziologie-Professor interviewt, der die Gewaltbereitschaft der Links-Extremen untersucht und mit derjenigen der Rechts-Extremen verglichen hat. Er hat ein Verhältnis von 199 zu 25 Straftaten errechnet und findet deshalb die Gewaltbereitschaft der Links-Extremen viel schlimmer und das viel grössere politische Problem als diejenige der andern Seite. Auch ihre Parolen findet er viel schlimmer, diese würden die Gewalt mit angeblich guten politischen Zielen rechtfertigen, mit Anti-Faschismus, mit Anti-Kapitalismus usw. Solche Ziele jedoch, findet der Professor, seien einäugig formuliert und deshalb untauglich – an den Saubanner-Zügen der Linken höre man kein „Nie wieder Gulag, nie wieder Eiserner Vorhang!

Du heilige Einfalt: Diesem einäugigen Gelehrten ist entgangen, dass sich die KPdSU schon 1956 und für immer vom Gulag-Stalinismus distanziert hat und dass der letzte sowjetische Staatschef, Michail Gorbatschow, diesen sogar als unentschuldbar bezeichnet hat (ob zu Recht, ist eine andere Frage, vgl. Kap. 7). Trotzdem sollten also, findet der Herr Professor, Links-Extreme an ihren Demos mindestens ein Transparent hochhalten Nie wieder Gulag!, um glaubwürdig zu sein.

b) Konsequenterweise müssten also am Zürcher Sechseläuten, der Demo der Reichen und Satten, die Zünfter in ihrem Tross eine Aufschrift mittragen: Nie wieder Krieg!

Ich hätte nichts dagegen – wenn solchen Worten auch Taten folgen würden: Nie wieder in Rüstungsfirmen investieren, in der UNO die Forderung nach 10% Abrüstung pro Jahr einbringen, das auch im Inland umsetzen, den Flüchtlingsstrom aus Nahost und Afrika reduzieren durch Friedens- und Wohlstands-Offensiven sowie durch Ärmer-werden, radikal weniger Autofahren = den Saudis weniger Öl abkaufen usw.

Weil die politische Stimmung aber, dank raffinierter Propaganda, gegen die ich hier anschreibe, immer mehr nach rechts tendiert, wächst die Verzweiflung der Links-Extremen. Wäre das ein Forschungs-Auftrag für den Professor: diese Verzweiflung der jungen Radikal-Linken und den Zusammenhang mit ihrer Gewaltbereitschaft herausarbeiten? Vermutlich hätte er seinen Lehrstuhl nicht mehr lange.

c) Die bezahlte und raffinierte Propaganda war und ist es, die dem westlichen System zu seinem Sieg über das östliche verholfen hat – neben anderen Faktoren (vgl. unten). Das raffinierte Empörungs-Management (vgl. Kap. 20) hat nämlich soeben suggeriert: links = Gulag und Stalin, rechts = Freiheit und Wohlstand, schlimmstenfalls AfD. Dass rechts auch immense Systemfehler bedeutet, wird dabei gezielt unterdrückt, weil dessen Opfer seit 1989 fast keine Stimme mehr haben: Auf- statt Ab-Rüstung, Aggressionen und Kriege, wachsende Schere zwischen Reich und Arm, Missachtung des Völkerrechts (wieder einmal: v.a. Israel), Verlagerung der Macht von der Politik zur Wirtschaft, Umwelt-Zerstörung, politischer Analphabetismus usw. (vgl. Kap. 29 und 30). Und wenn schon Gulag, dann sei an die rechten Systemfehler ebenfalls erinnert: Hitler und Holocaust, Hiroshima, Kolonial-Kriege, Rassentrennung/Apartheid, Napalm auf Vietnam, Militärdiktaturen und Plaza de Mayo, Lügen über Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen, Guantànamo, Massen-Entlassungen und Massen-Arbeitslosigkeit, Krisen über Krisen (vgl. Kap. 42) usw. – Herr Professor in Berlin, womit verdienen Sie Ihr Gehalt?

d) Das östliche System hat 1989 tatsächlich kapituliert, es hat angesichts der westlichen Übermacht aufgegeben, gewaltfrei. Ist es gescheitert, wie uns die westliche Propaganda weismachen will? an grundlegenden eigenen Systemfehlern gescheitert, an Misswirtschaft und Unfreiheit? am Systemfehler, dass der Sozialismus mit der real existierenden menschlichen Natur nicht vereinbar sei?

Ich habe die Wende von 1989 aus sicherer Entfernung, aber innerlich hautnah miterlebt. Die meisten Menschen im Osten litten unter dem Fehlen von Reise- und Niederlassungs-Freiheit, von Meinungs-, Religions- und Pressefreiheit sowie unter dem Fehlen von Konsumgütern bzw. von deren Vielfalt.

Überspitzt gesagt wollten sie lieber unter 20 Waschmittel-Marken wählen können, als sich mit einem guten Waschmittel abzufinden, und sie wollten lieber nach Mallorca reisen können als nur auf die Krim. Sie wollten lieber vom Bundesnachrichtendienst bespitzelt werden als von der Stasi und lieber die Verwandten im Westen besuchen als diese in den Osten einzuladen … Im Ernst: Wenn der Sozialismus eine zweite, eine faire Chance erhalten soll, wird er diesen Bedürfnissen Rechnung tragen und volle Entfaltungsfreiheit gewähren müssen. Und er muss alle Systemfehler vermeiden, die ihm während des 20. Jahrhunderts vorgeworfen wurden. Dabei darf er auch auf alle Vorteile verweisen, von welchen die Menschen im Osten profitierten: soziale Sicherheit von der Jugend bis zum Tod, Alphabetisierung und Schulbildung, Arbeit für alle ohne Aussteuerung, geringes soziales Gefälle, Gleichwertigkeit von Frau und Mann, von handwerklichen und akademischen Berufen, Gratis-Medizin, Völker-Verständigung und Frieden, Völker-Solidarität und Abbau von Grenzen, die Vision einer guten Welt (vgl. Kap. 48).

e) Wie schon in der Einleitung erwähnt, hätte ich es vorgezogen, wenn nicht das System Reagan (Vorkämpfer des Neo-Liberalismus), sondern das System Gorbatschow (Vorkämpfer von Perestroika und Glasnost) gesiegt hätte. Denn zu Reagan gehörte ja nicht nur die Wende zum Schlechteren (vgl. Kap. 29 und 30), sondern auch die Politik der Täuschung, also der Sieg des Unredlichen über das Redliche, des Wettbewerbs über die Solidarität. Reagan hatte sich nämlich vorgenommen, die Sowjetunion zu besiegen, und es gelang ihm: durch Zu-Tode-Rüsten, was ein geheimer Zirkel mit ihm ausheckte und was erst publik wurde, nachdem es gelungen war: ARTE.tv Doku | 05.05.2015 | HD | 52:13 min.

https://www.youtube.com/watch?v=jvbdZBgMepA

Täuschung – Die Methode Reagan

Mit Reagans Machtantritt ändert sich die Strategie der USA im Kalten Krieg grundlegend: Angriff statt Verteidigung. Sein geheimes „Komitee für Täuschungsoperationen“, dessen Existenz in dieser Dokumentation zum ersten Mal von Zeitzeugen bestätigt wird, plante brillante und perfide Geheimdienst-Operationen – gegen die Sowjets, aber auch gegen die Entspannungspolitik.
Mit seinem Machtantritt im Jahre 1981 bestimmte Ronald Reagan die Strategie der USA im Kalten Krieg neu: Angriff statt Verteidigung. Sein „Komitee für Täuschungsoperationen“ ist neben der Aufrüstung eines der wichtigsten Instrumente im Kampf gegen die Sowjetunion. Gasleitungen werden mit eingeschleusten Computerchips und Trojanern sabotiert, Flug- und Seemanöver vor dem wichtigsten Stützpunkt der Sowjets in Murmansk durchgeführt. Das Ziel: Verunsicherung und Demütigung bei gleichzeitiger Demonstration von Stärke und technischer Überlegenheit. Diese Aktionen bringen die Welt an den Rand des Atomkrieges.
Als in den 80er Jahren der schwedische sozialdemokratische Ministerpräsident Olof Palme mit Willy Brandt und Egon Bahr seine Strategie der gemeinsamen Sicherheit vorschlägt und Schweden nicht mehr als „unsinkbaren Flugzeugträger“ der Nato zur Verfügung stellen will, macht er sich nicht nur die konservativen Machteliten im eigenen Land zum Feind. Sein Ansatz ist auch Reagan schon früh ein Dorn im Auge, denn ein Einlenken der Sowjetunion im Wettrüsten des Kalten Krieges wäre für seine Strategie kontraproduktiv. So werden die Annäherungsgespräche sabotiert und die Person Palme diskreditiert. Im Februar 1986 wird dieser von einem unbekannten Täter ermordet, alle Ermittlungen versanden.
Der Film zeigt die Bedeutung der geheimen Kriegsführung der USA im Kalten Krieg unter Bezugnahme auf hochkarätige Zeitzeugen und exklusives Filmmaterial. Einmal mehr wird deutlich, dass die USA zur Durchsetzung eigener Interessen auch vor der Souveränität demokratischer Staaten nicht Halt machte. Eine Thematik, die gerade in Anbetracht der aktuellen politischen Lage und der jüngsten Geheimdienstskandale von beachtenswerter Aktualität ist.
Regie: Dirk Pohlmann

Die Methoden der Täuschung im Detailbeschrieb

f) Angesichts dieser welthistorischen Grössenordnung spielen 20 statt ein Waschmittel und Mallorca statt Krim usw. eine untergeordnete Rolle. Aber es zeigt sich wieder einmal, dass die genannten Systemfehler des Real-Sozialismus nur von Papageien als ausschlaggebend erinnert werden und der wahre Grund, dass Gorbatschow aufgab, bei Reagan lag und nicht, beispielsweise, bei der Berliner Mauer oder der Stasi. Weder Kuba noch Vietnam noch China mussten bisher aufgeben. Wer weiss, was wir in zehn Jahren erfahren über die Hintergründe in Sachen Dilma Rousseff und Hugo Chavez/Nicolas Maduro – wahrscheinlich ähnliches wie über Salvador Allende in Chile 1973. Denn die Methode Reagan ist nicht überwunden, sondern verfeinert. Das sagt auch Edward Snowden und ist deshalb in den USA Staatsfeind Nr. 1 – oder Bradley Manning, die Nr. 2.

Analoges gilt für das Versprechen, welches der Westen/die NATO der Sowjetunion (noch) unter Gorbatschow gab – und später brach: keine osteuropäischen Staaten ins Bündnis aufzunehmen, aus Respekt vor den Interessen Russlands. Der französische Präsident Macron hat das Ende Mai 2018 in St. Petersburg eingestanden und bedauert.
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