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27. Kuba: Ernährung, Schulen, Medizin, Lebenserwartung, Kultur, Einkommensverteilung, soziale Menschenrechte – in allem viel besser als die USA, trotz der Sanktionen. Aber Kuba galt als Schurkenstaat, gehört zur „Achse des Bösen“, immer noch.

Castro’s Kuba ist für die Kalten Krieger ein Synonym für sozialistische Misswirtschaft, Rückständigkeit, Diktatur, Unfreiheit und Missachtung der Menschenrechte.

a) Einer von ihnen, der ehemalige US-Präsident Obama, weilte im Frühjahr 2016 in Kuba. Am 22.3.16 vermeldete die Nachrichten-Sprecherin, Präsident Raùl Castro sei an der gemeinsamen Pressekonferenz vom Vortag nach politischen Gefangenen gefragt worden. Im O-Ton wurde Castro zitiert: „Es gibt keine. Geben Sie mir eine Liste, und heute Abend sind die alle frei.“ Die Sprecherin fügte sofort bei, das sei nicht ernst gemeint gewesen, gemäss Beobachtern habe die Repression sogar zugenommen. Ende der Durchsage. – Wenn die Menschenrechtler, z.B. die von den USA gesponserte, aber enttarnte Yoani Sànchez, ernst genommen werden wollen, dann wäre das nun aber die Chance gewesen, den Wahrheitsbeweis für ihre ständige Klage über politische Gefangene anzutreten und Castro eine solche Liste zu überreichen. Unter den Augen der Weltpresse wäre das der politische Erfolg für ihre Sache gewesen. Dass sie das nicht taten, lässt verschiedene Schlüsse zu: Entweder gibt es auf Kuba keine politischen Gefangenen mehr (= so ist es seit 2015), die auch nach Definition des Regimes als solche gelten, sondern nur solche, denen nach dieser Definition kriminelle Taten vorzuwerfen sind. Weichen die Definitionen voneinander ab, so gilt weltweit: diejenige des Regimes zählt, die andere ist politisch-propagandistisch motiviert. Polit-philosophisch dürfen wir hier in Mitteleuropa nicht Definitionen ver-urteilen, welche wir mangels Hintergrundwissen gar nicht be-urteilen können. Wer es trotzdem tut, setzt sich der Frage aus: Was wäre, wenn ein Kubaner unsere Gesundheitskosten als menschenrechtswidrig bezeichnen würde, weil auf Kuba alle Gesundheitskosten vom sozialistischen Staat bezahlt werden? Würden wir diese Definition gelten lassen ?? Ein zweiter Schluss ist der, dass es, wenn sie von politischen Gefangenen ausgehen, den Menschenrechts-Aktivisten eher darum geht, diesen Vorwurf politisch am Kochen zu halten, als diesen Gefangenen zur sofortigen Freilassung zu verhelfen. Und drittens befremdet es, dass die Nachrichten-Redaktion sofort eine Vermutung nachschiebt, welche sie nicht überprüft haben konnte: weil nicht sein kann, was nicht sein darf (vgl. Kap. 2). Sie hätte besser nachgeschoben, dass Raùl Castro die Rückgabe des Guantànamo-Geländes verlangte – also die Rückgabe von Diebesgut. Welcher gerecht denkende Mensch kann sich diesem Anliegen verschliessen? Die SDA verschloss sich, indem sie es ignorierte … Lange hielt sich in der westlichen Presse auch der Verdacht, Mitarbeiter der US-Botschaft in Havanna würden in gesundheitsschädigendem Ausmass akustisch beschallt – bis die New York Post berichtete, es handle sich um den Lärm der Grillen Anurogryllus celerinictus, unter Berufung auf Forscher der University of California (VRO in 20Min. 8.1.19 S.14).

Als Beispiel für politische Gefangene in den USA mögen die Cuban 5 oder Miami 5 dienen, welche in den 90er Jahren antikubanische Terrorgruppen ausgespäht hatten und 1998 wegen Spionage (!) zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt worden waren, bis Obama sie Ende 2014 freiliess – während die Terrorakte der Exilkubaner als Heldentaten gefeiert wurden: Umsturzversuche und Operationen mit Hilfe des CIA …

Warum nenne ich Obama einen Kalten Krieger? Zeitgleich mit der oberflächlichen Befriedung seines Vorhofes in der Karibik erlaubte er seinem Military Industrial Complex, in Osteuropa eine grosse Panzer-Brigade (250 Stück) plus 4’200 zusätzliche Soldaten zu stationieren, welche entlang der russischen Grenze grossflächig patrouillieren werden, um „der russischen Aggression zu begegnen“ – 3,5 Mia. $ (blickamabend 31.3.16 S.9). Das zwingt die Russen, eine mindestens gleich grosse Brigade aufzufahren – also eine weitere Drehung an der Rüstungs-Spirale. Genau das ist im Sinn und Interesse des Complex, weil es enorme Gewinne bringt, ist das Gegenteil von Völkerverständigung und „ohne Waffen kein Krieg“, ebenso das Gegenteil ihrer Bibel und der UNO-Charta. Die Geschichte zeigt überdies, dass Russland grundsätzlich defensiv eingestellt ist und militärisch nur ein einziges Mal gegen Mitteleuropa vormarschierte: beim Zurückwerfen der Nazi-Armeen. Zur vielzitierten Krim und Ost-Ukraine vgl. Kap. 2 ! Das bedeutet: Die USA befeuern den neuen Kalten Krieg – auch wenn sie Kuba von der Terrorliste streichen, nach 33 Jahren! Die Wirtschafts-Blockade gilt ja immer noch: Vom Helms-Burton-Gesetz (1996) wurde nun in der Ära Trump der 3. Absatz aktiviert: Wenn ausländische Firmen mit Kuba Handel treiben, können sie in den USA strafrechtlich verfolgt werden. Der Bargeld-Transfer wurde noch mehr begrenzt, Kreuzfahrtschiffe dürfen in Havanna nicht landen, und der Öl-Import aus Venezuela wurde extrem erschwert (medicuba 5.12.19, 9.3.20). Kuba kann gewisse Instrumente zur Behandlung neurologischer Erkrankungen nicht erwerben, da sie exklusiv von der US-Firma Medtronic hergestellt werden. Darunter leiden Parkinson-Patienten, deren Lebensqualität damit verbessert werden könnte (mediCuba 14.10.16, 9.3.20). Die Blockade schadet Kuba – einem Land, das umgekehrt niemandem schadet. Die geschätzten Verluste allein für den Gesundheitssektor Kubas von Juni 2016 bis 2017 werden auf 87 Mio. $ geschätzt – insgesamt 2,7 Mia. $ seit Errichtung der Blockade (medicuba 8.12.17). Es gibt Todesfälle allein wegen fehlender Behandlungsmöglichkeiten (medicuba 5.12.19).

b) Im 16. Jh. wurde Kuba eine Kolonie Spaniens, und die indigene Bevölkerung der Arawak wurde ausgerottet. Die spanischen Pflanzer kauften sich in Westafrika für den Zuckerrohr-Anbau Zehntausende Sklaven. Von 1868 bis 1898 erkämpften sich die Kubaner ihre Unabhängigkeit, zuletzt unter José Martì, dem Nationalhelden. Aber die USA besetzten die Insel und behielten sich auch nach der formalen Unabhängigkeit von 1902 ein jederzeitiges Interventionsrecht vor, und das bis 1934. Aus jener Zeit besitzen sie den Marine-Stützpunkt Guantànamo, gegen den Willen Kubas, und nutzen ihn seit <9/11> als Militärgefängnis, menschenrechtswidrig. Und sie nutzten die Insel für ihre Interessen, als Investitions- und Ferien-Paradies, wie eine Kolonie, an den Interessen der kubanischen Bevölkerung vorbei. Dies änderte sich 1959, als Fidel Castro mit anderen Revolutionären den Diktator Batista stürzte und, nach Abwehr der US-Aggression in der Schweinebucht, ab 1961 einen sozialistischen Staat aufzubauen begann. Die damit verbundenen Enteignungen von US-Firmen und US-Bürgern führten zu einem dauerhaften Embargo der USA und weiterer westlicher Staaten gegen Kuba. Castro suchte und fand Unterstützung bei den sozialistischen Staaten Osteuropas, insbesondere der damaligen UdSSR. Zur sog. Kubakrise von 1962 vgl. Kap. 11 nach 4. Die Sowjetunion glich die Auswirkungen des Embargos teilweise aus. Nach ihrem Verschwinden geriet die kubanische Wirtschaft zu Beginn der 90er-Jahre in eine Krise, von der sie sich im Verlauf der Sonderperiode erst in den letzten Jahren erholte. Die USA verschärften ihre Sanktionen (sog. sekundärer Boykott gegenüber Drittländern), die allerdings völkerrechtswidrig sind und v.a. von Kanada, Mexiko und der EU nicht angewendet werden (Peters, Völkerrecht N 4/48 S.87). Nach <9/11> (vgl. Kap. 35: hausgemacht!) wurde Kuba zum Schurkenstaat befördert und in die Achse des Bösen eingegliedert, als Vorposten der Tyrannei, zusammen mit Libyen, Iran, Irak und Nordkorea . Schweizer Banken (die ZKB seit 1.5.13, die CS auch) weigern sich immer noch, Zahlungsaufträge von oder nach Kuba auszuführen (mediCuba.ch 15.5.14), PayPal sperrt seit Juni 2016 gewisse Konten (a.a.O. 14.7.16). Der von den Republikanern beherrschte Kongress stemmt sich immer noch, analog zur Aufhebung von Guantànamo, energisch gegen die Aufhebung des Embargos und fiel damit ihrem demokratischen Smiley in den Rücken. Jeweils Ende Oktober verurteilt die UNO-Generalversammlung die US-Blockade – 2016 erstmals nicht gegen die Stimme der USA, sondern bei deren Enthaltung. Aufheben konnte sie jedoch nicht Obama, nur der Kongress. Unter Donald Trump stimmten die USA (und Israel) am 1.11.17 wiederum gegen die Aufhebung, während 191 Länder dafür waren (medicuba 8.12.17). Hierzulande las man nichts davon – typisch für unsere selektiven Medien. Am 1.11.18 erneut: 189 gegen zwei Stimmen (medicuba 3.12.18). Die US-Regierung unter Donald Trump stellt jährlich fast 40 Mio. $ für die Destabilisierung Kubas bereit (medicuba Jahresbericht 2019).

Sogar wenn das Embargo vom Völkerrecht gedeckt wäre, sei doch die Frage erlaubt: Mit welchem moralischen Recht halten es die USA seit Jahrzehnten aufrecht? Eine (allerdings fragwürdige) Begründung wäre, dass Kuba ein zutiefst unmoralisches Regierungssystem hat, welches bestraft und dazu gezwungen werden muss, sich im Sinne der USA demokratisch zu öffnen. Kuba wäre also unmoralischer als z.B. Saudi-Arabien oder Israel, welches fünf Mio. Palästinenser politisch gefangen hält; beide müssen kein Embargo erleiden, im Gegenteil. Ist diese Begründung daher moralisch stichhaltig ??

c) Für das Gegenteil gibt es prominente Zeugen: Noam Chomsky, Nadine Gordimer, Rigoberta Menchù, Adolfo Pérez Esquivel oder José Saramago und Salim Lamrani. Dieser verfasste am 3.3.13 „Fünfzig Wahrheiten, welche Yoani Sànchez verschwieg“, am 29.4.13 „Fünfzig Wahrheiten über die Sanktionen der USA gegen Kuba“ und ausserdem am 2.1.14 „Fünfzig Wahrheiten über Fidel Castro“. Und die UNO-Generalversammlung fordert seit 1990 alljährlich die Aufhebung des Embargos, mit allen gegen die Stimmen der USA und eines oder zwei Vasallen (am 27.10.15 Israel), 190 Nationen, die von den USA so oft beschworene Internationale Gemeinschaft. Der volkswirtschaftliche Schaden beträgt jährlich über 3 Mia. $ (medicuba.ch 9.3.16). Sogar die New York Times hat im Herbst 2014 in mehreren Leitartikeln für ein Ende der Blockade plädiert: Mit dieser sei kein Umsturz herbeizuführen, im Gegenteil (mediCuba.ch 15.12.14). – Die USA schüchtern sogar neutrale Staaten wie die Schweiz ein.  Anders ist nicht erklärbar, dass die in Staatsbesitz stehende Postfinance sich weigert, Zahlungen von und nach Kuba abzuwickeln (medicuba-Rundbrief 4.5.20). 

d) Doch zunächst ist das Gestrüpp von gezielten Falschmeldungen über Kuba zu entwirren. Denn die USA und einige ihrer Verbündeten stehen ja mit diesem sozialistischen Land im System-Krieg. Kuba könnte sich zum „Infektionsherd“ für ganz Lateinamerika entwickeln, denn es hat das beste Gesundheits- und Erziehungswesen, schickt mehr Ärzte in die ärmsten Länder der Welt als die WHO, und kein Kind muss arbeiten, hungern oder auf der Strasse leben (www.fgbrdkuba.de). Deshalb ist Kuba seit 1959 der Hauptfeind der USA in Lateinamerika. Die US-Informationen sind daher nicht mehr wert als Kriegs-Propaganda. Im Rahmen des Helms-Burton-Gesetzes von 1996 stellen die USA über ihre Agentur USAID jährlich weit über acht Mio. $ für anti-kubanische Agitation zur Verfügung. Ihren Interessen dient auch die NGO „Reporter ohne Grenzen“ mit Hauptaugenmerk Kuba: sie wird massgeblich von den USA und der EU finanziert, und ihre Revista de Cuba wird in der Interessenvertretung der USA in Havanna gedruckt (www.netzwerk-cuba.de). Mit nachweislich falschen Informationen versucht z.B. auch die «Internationale Gesellschaft für Menschenrechte» (IGFM) mit Sitz in Frankfurt am Main, die öffentliche Meinung über Kuba zu manipulieren: Einen Tag zu früh berichtete sie über Festnahmen von Oppositionellen, peinlich … Zum Glück wurde der Propaganda-Film über Yoani Sànchez Forbidden Voices rechtzeitig zerzaust www.cuba-si.ch . Es ist ausgeschlossen, dass ihr riesiger Web-Auftritt (angeblich 14 Mio. Besucher monatlich) gratis in 18 Sprachen übersetzt und ihre umfangreiche Blog-Tätigkeit auf einem Server mit 160-facher Bandbreite als in Kuba möglich von ihr allein bewältigt wird; das westliche Ausland hilft der armen Verfolgten offenbar massiv, aber nicht ganz uneigennützig …

e) Es stimmt, dass die Häuser und Autos alt sind. Andernorts, z.B. in Neapel, gilt das als pittoresk. Es stimmt auch, dass die Reisefreiheit für KubanerInnen immer noch beschränkt ist, seit 2013 aber umgekehrt: Diese erhalten auf Antrag einen Pass, jedoch von den Ländern der EU keine Einreisevisa (Junge Welt 21.11.13). Kuba wird indessen von jährlich 2,5 Mio. Touristen besucht, und zwar nicht nur wegen seiner Musik, seiner Tanzkunst und schönen Strände, sondern auch wegen seiner sozialen Errungenschaften. Bis Anfang 2017 hat die Insel vier der acht <Millenniumsentwicklungsziele> erreicht, nämlich die Beseitigung von extremer Armut und Hunger, die allgemeine Grundschulbildung, die Förderung der Geschlechtergleichstellung/Stärkung von Frauen sowie die Verringerung der Sterblichkeit unter fünf Jahren (medicuba 1.3.19). Diese Errungenschaften werden gemäss Granma, der wichtigsten Zeitung Kubas, nun in partizipativer Demokratie gebündelt mit der klaren Absicht, die Priorität für die Gesundheit und die Erziehung aufrechtzuerhalten und der ganzen Bevölkerung einen kostenlosen Zugang zur Prävention und Behandlung zu gewährleisten (mediCuba 14.7.16):

e 1) Ernährung: Die kubanische Landwirtschaft ist ein Problem-Sektor. Hurrikane, Dürreperioden und Staatsbetriebe schmälern ihren Ertrag, so dass mehr als die Hälfte des Bedarfs importiert werden muss – bezahlt durch Export von Zucker und Tabak. Immerhin: Dank des Libreta-Systems (Rationierung und Subventionierung) muss niemand hungern. Gemäss Zertifikat des UN- Welternährungsprogramms von 2006 ist Kuba das einzige Land Lateinamerikas und der Karibik ohne unterernährte Kinder; nur zwei Prozent würden Eisenmangelerscheinungen zeigen. 2011 wurde das auch von UNICEF bestätigt.

e 2) Erziehung/Schulen/Bildung: Das Schulsystem ist besser als sonst in Lateinamerika und ist bis Hochschulstufe kostenlos. Die Einschulungsquote liegt bei 100%, Analphabetismus bei Null. Ein Vergleichstest der UNESCO ergab 2001 Bestnoten.

Allein in Mittelamerika gibt es 7,5 Mio. arbeitende Kinder. Es gibt auf dem ganzen Kontinent 40 Mio. verlassene Kinder und 120’000 Kinderprostituierte. In Kuba jedoch gehen alle Kinder zur Schule!

e 3) Medizin: Das Gesundheitssystem zeichnet sich durch eine gute Vorsorge und hohe Ärztedichte aus. 13 Infektionskrankheiten wie Kinderlähmung, Diphtherie, Keuchhusten, Masern, Tetanus, Röteln oder tuberkulöse Meningitis sind beinahe verschwunden. Kuba hat weltweit eine der niedrigsten Tuberkuloseraten (7 auf 100’000). Gemäss Ranking der NGO Save the Children ist Kuba das lateinamerikanische Land, das Müttern die besten Bedingungen bietet (Granma 10.5.12). Das Gesundheitssystem ist für alle gratis zugänglich, nur Medikamente kosten. Sogar Spitzenmedizin wie die endoskopische Chirurgie steht der breiten Bevölkerung kostenlos zur Verfügung (mediCuba Bulletin 38 Dez.13), ebenso die Zahnpflege (mediCuba.ch 4.12.15). Kuba engagiert sich in Afrika erfolgreich gegen Malaria und Dengue (mediCuba.ch 11.7.14, NZZ 17.9.14), auch gegen die Ebola-Seuche: 165 Ärzte und Pflegerinnen in Sierra Leone, 38 in Guinea, 53 in Liberia – oder für die Erdbebenopfer auf Haiti, wo solche gemäss Alt-Ständerat Dick Marti die beste und wirksamste Hilfe leisteten (mediCuba Bulletin 44). Das Medizin-Personal arbeitet im Ausland allerdings nicht gratis, ausser in Haiti; Kuba nimmt dafür jährlich über 4 Mia. $ ein. Sein Hilfsprogramm wurde 2015 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Die neuen rechten Regierungen in Lateinamerika vertreiben nun jedoch die kubanischen Ärzte und Ärztinnen: 8’000 aus Brasilien Ende 2018, 750 kürzlich aus Bolivien und 400 aus Ecuador – also: weniger Devisen-Einnahmen (medicuba 5.12.19). Und Trump verbietet US-Institutionen jede Zusammenarbeit mit dem kubanischen Tropen-Institut Pedro Kourí-IPK (mediCuba 9.3.20).

Kuba versteht Gesundheit als Menschenrecht. Deshalb haben die USA und Kanada das Schlussdokument des 7. Gipfels der OAS vom 10.4.15 abgelehnt, welches das fordert (mediCuba.ch 7.5.15), und US-Präsident Trump verbietet allen US-Instituten, mit dem Institut Pedro Kouri in Havanna zusammenzuarbeiten, das für alle Infektionskrankheiten zuständig ist (mediCuba 4.6.18). Deutschland hat 20x mehr Arbeitsunfälle pro 1’000 Beschäftigte als Kuba. Vielleicht kennst du ähnliche Statistiken … Eine davon besagt, dass die Covid19-Pandemie praktisch besiegt ist: Bis Mitte November 2020 hatte Kuba weniger als 150 Todesfälle zu verzeichnen, also etwa einen Drittel der Todesfälle allein im Kanton Tessin/CH (medicuba 10.12.20). Das ist ein weiterer Beweis für die Wirksamkeit der dortigen Gemeinschaftsmedizin, die auf der systematischen Arbeit von Hausärzten beruht.
Kuba und das benachbarte Haiti wurden im Oktober 2016 vom gleichen Hurrikan Matthew getroffen. In Haiti kamen etwa 1’000 Menschen ums Leben, in Kuba, welches über einen gut organisierten Zivilschutz verfügt, kein einziger, und seine Regierung entsandte sofort eine Ärztemission in den Nachbarstaat (medicuba 9.12.16). 

e 4) Lebenserwartung: Die Säuglingssterblichkeit ist eine der niedrigsten (2010: 4,5 Säuglinge pro 1000 Geburten, USA 5,8 medicuba 15.10.18), die Lebenserwartung eine der höchsten auf dem gesamten amerikanischen Kontinent, bestätigt im Human Development Index. Es gilt das Leitbild zur Altersmedizin von Fidel Castro (medicuba Sept. 2017) :

Revoluciòn ha estada prolongada la vida y prolonganda una vida saludable, porque lo que importa no es solo que las personas vivan mucho sino que vivan bien,

  • que se sientan bien
  • que se sientan saludables 
  • que se sientan atendidas
  • que se sientan seguras
  • que se sientan dignas. 

e 5) Kultur: Kuba ist berühmt für seine Musik, seine Filme und Literatur. Das wird nicht einmal von seinen schärfsten Kritikern bestritten. Und wer sich nicht gerade konterrevolutionär betätigt, geniesst alle Freiheiten wie anderswo auch. Studenten aus aller Welt besuchen die Internationale Hochschule für Film und Fernsehen in San Antonio de los Baños.

e 6) Gender-Politik: Eines der obersten Ziele der Revolution war die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Im Jahr 1953 gingen 14% der Frauen einer Arbeit nach, im Jahr 1980 waren es 31%, im Jahr 2008 bereits 38% – eigener Lohn bringt Unabhängigkeit von den Männern! Der Frauenanteil bei technischen Berufen beträgt 66%, der Anteil an weiblichen Führungskräften 39%. 65% der Hochschulabsolventen sind weiblich. Der Frauenanteil unter den Kadern ist höher als sonstwo in Lateinamerika. Schwule und Lesben sind akzeptiert, ihre Jahresend-Gala wird sogar in ländlichen Gebieten wie Jovellanos oder Matanzas von der Lokalregierung, Parteifunktionären und Priestern der afrokubanischen Religion gefördert und besucht (mediCuba.ch Bulletin 38 und 52).

e 7) Einkommensverteilung: Kuba liegt beim Human Development Index auf Platz 51 unter den 187 Ländern. In 50 Ländern (mit 16% der Weltbevölkerung) geht es also dem jeweiligen durchschnittlichen Landesbewohner besser als dem durchschnittlichen der 11 Mio. Kubaner, in 136 Ländern (mit 83% der Weltbevölkerung) geht es ihm schlechter. Saudi-Arabien liegt benachbart auf Platz 56. In allen acht in diesem Index aufgeführten Entwicklungsländern sind die Lebensbedingungen der Durchschnittsbewohner ungünstiger als in Kuba; ihre Positionen auf der HDI-Weltrangliste reichen von 57 (Mexiko) bis 158 (Nigeria). In Kuba beträgt die Schere Reich zu Arm etwa 4 zu 1, im übrigen Lateinamerika etwa 35 zu 1. In den USA hingegen, das zeigen Census-Daten, war die Einkommenskluft zwischen Arm und Reich 2011 so groß wie seit mehr als vier Jahrzehnten nicht mehr. Damit ist das Einkommens-Ungleichgewicht in der weltgrößten Volkswirtschaft schlimmer als in Uganda oder Kasachstan.

e 8) Menschenrechte, Pressefreiheit: Verschiedene Agenturen der UNO loben Kuba regelmässig für die Verwirklichung der fundamentalen Menschenrechte, insbesondere für das Recht auf Ernährung, kostenlose Erziehung und medizinische Betreuung (mediCuba.ch 14.3.14). Kuba definiert die Menschenrechte eben vor allem als soziale Rechte, in denen es wie gesagt führend ist.

Die Medien stehen unter strenger staatlicher Kontrolle. Ohne die aggressive Einmischung seitens der USA und ihrer Vasallen würden die Zügel zweifellos gelockert … Und ich habe Verständnis dafür, dass sich das Regime die genannten Errungenschaften (der Revolution, wie es das nennt) nicht stehlen lassen und in vorrevolutionäre Verhältnisse zurückfallen will wie überall dort in Lateinamerika, wo die Yankees das Sagen hatten und haben. Da wäre ich auch streng! Der soziale Leistungsausweis Kubas hat umstürzlerische Propaganda im Stil von USAID nicht nötig.

f) Wenn alle Nationen dieser Welt in den genannten Bereichen ähnliche Standards hätten wie Kuba, würde meine Liste in Kap. 30 massiv schrumpfen, und dann hätten die menschenverursachten, also die politischen Probleme nicht zu- , sondern abgenommen. Mein Buch wäre unnötig.

Es ist ungeheuerlich, dass die USA diesen Staat während Jahrzehnten einen Schurkenstaat genannt haben. Das war und ist eine Aussage über die USA, nicht über Kuba.

Der smarte Smiley und weltbeste Rhetoriker Obama gaukelte der Weltöffentlichkeit mit seinem Besuch im März 2016 vor, die schurkenhafte Politik der USA gegenüber Kuba in den vergangenen 55 Jahren sei überwunden. Das stimmt nicht. Die Blockade gilt nach wie vor, die AXA Winterthur mag die Reise eines Vertreters von mediCuba-Suisse nicht versichern aus Angst vor einer Busse (DM8 17.5.16), Guantànamo ist nicht geschlossen, die Militärbasis nicht zurückgegeben, eine Entschuldigung für die Sanktionen ausgeblieben. Menschenrechte? Denkste! Und Donald Trump hat einige Lockerungen rückgängig gemacht, wie angekündigt (medicuba 15.7.17).

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