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40. Kriege, gerechte Kriege, Kriege für den Frieden, humanitäre Kriege! Allein in Libyen kostete der Frieden 70’000 zivile Opfer, im Irak über 150’000. Geht es den Libyern und den Irakern nun besser? Sicher aber den Ölkonzernen und der westlichen Rüstungsindustrie.

Trotz aller Schmähungen aus dem Westen ist es eine unumstössliche Tatsache, dass der sozialistische Ostblock weitaus friedliebender war als die NATO-Staaten, dass er, obwohl atheistisch, das christliche Friedens-Ideal also viel eher verwirklichte als die sich christlich-abendländisch nennenden Staaten im USA-EU-Block. Beweis?

a) Luis Quintanilla del Valle, ein mexikanischer Autor (1900-1980), hat die Militär-Interventionen der USA in fast allen Republiken Lateinamerikas gezählt und für 50 Jahre mehr als 60 angegeben, vgl. auch Quetzal. Auch die Liste der Interventionen ausserhalb Amerikas ist schier endlos, und sogar diejenige der USA-EU-freundlichen Enzyklopädie Wikipedia ist beachtlich. Und die Aufzählung durch Noam Chomsky The Crimes of U.S. Presidents ist erdrückend.

Gibt man jedoch den Suchbegriff Warschauer Pakt Militärinterventionen ein, so kann man letztere an einer Hand abzählen: Berlin (2x), Ungarn, CSSR/Prag, Afghanistan. Ist das möglich? Was fehlt? Tschetschenien war nachher. Vorher galt das operative Prinzip für die Beziehungen der Länder des sozialistischen Staatenbundes untereinander als <sozialistischer Internationalismus> einschliesslich der <Bruderhilfe>; der Begriff wurde verwendet, um Militärinterventionen in Ungarn, der Tschechoslowakei und Afghanistan zu begründen (Christopher Jones, in: Der Warschauer Pakt 1955-1991 S.264 Anm. 22).

Man beachte: Der Warschauer Pakt griff nur innerhalb und am Rand seines Herrschaftsbereichs ein, der Nordatlantikpakt hingegen auch weit ausserhalb des Nordatlantiks!

b) Meine eingangs erwähnte These, dass der WaPa defensiver und friedliebender war als die NATO, wird vom Historischen Lexikon der Schweiz gestützt: Neue Studien zeigen, dass die Militärkraft des Warschauer Pakts überschätzt und dessen Angriffsabsichten in der Öffentlichkeit überzeichnet wurden. Westliche Nachrichtendienste, aber auch die Nato beurteilten den WaPa weit realistischer. Es stellt sich daher die Frage, ob im Westen wie im Osten eine bewusste Desinformation über die Aggressionsabsichten des ideologischen Gegners vorlag. Autor: Hans Rudolf Fuhrer

Weil die zitierten Listen die vom Westen ausgehenden tatsächlichen Aggressionen beweisen, es also nicht nur bei Absichten blieb, muss es bezüglich des Ostblocks heissen: bewusste Desinformation über die angeblichen Aggressionsabsichten des ideologischen Gegners, und zwar seitens der NATO-Staaten. Warum diese Desinformation? Klar: um die Aufrüstungsspirale in Gang halten zu können, um dem Military Industrial Complex immense Aufträge zuhalten zu können. Heute wissen wir ja, wie oben zitiert, dass die Militärkraft des Ostblocks in keinem Zeitpunkt demjenigen der NATO überlegen war. Warum hat diese dann trotzdem und immens aufgerüstet? Und tut es heute noch, unnötigerweise? Eben.

c) Daraus folgt mit aller logischen Schärfe, dass, wer friedliche Koexistenz will, als Wirtschafts- und Gesellschaftsform den Sozialismus anstreben muss oder jedenfalls die Ent-Privatisierung der Militärindustrie (vgl. Kap. 37, 46 ff).

d) Im Folgenden geht es nicht um sog. Humanitäre Interventionen, sondern um militärische Interventionen der USA und ihrer Verbündeten zum Zweck eines Regime Change, also gegen das Gewalt- und Interventionsverbot der UNO-Charta (Art. 2 Ziffer 4). Die Rede ist von sogenannt gerechten Kriegen, von solchen, mit denen angeblich der Frieden geschützt werden kann. Ich will aufzeigen, wie sehr wir angelogen wurden und werden nach dem Motto: Der Rufmord geht dem Mord voraus.

  • In Syrien ist es bisher! nicht zum Mord an Assad gekommen. Aber der massiven Bewaffnung der Rebellen ging der Rufmord voraus, er begleitet uns bis heute (vgl. Kap. 2 und 41).
  • Aus Libyen machte Muammar Gaddafi (Regierungszeit 1969-2011) ein prosperierendes Land. Ab 1974 verstaatlichte er alle Erdölgesellschaften, deren Gewinne fortan im Land blieben. Die Libyer hatten eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen in Afrika, mit kostenloser Bildung und Medizin. Am 15.4.86 bombardierten die USA Gaddafis Residenz, während er abseits in seiner Jurte schlief – und überlebte, eine Tochter nicht. Sanktionen (von 1990 bis 2003) sollten ihm die Verstaatlichung verleiden. Im Arabischen Frühling 2011 kam dann die Stunde, ihn loszuwerden: Die UNO-Resolution 1973 ermächtigte die USA, Grossbritannien und Frankreich zu Luftangriffen, welche den Rebellen in der Öl-Metropole Bengasi den Vormarsch auf die Hauptstadt Tripolis und am 20.10.11 die Ermordung Gaddafis ermöglichte. Fazit: 50’000 Tote und 60’000 Verletzte, ein gespaltenes, im Chaos versinkendes, korruptes Land. Hat es sich gelohnt, Gaddafi wegzubomben? Für die reprivatisierte Ölindustrie sicher … (vgl. Kap. 33e)
  • Dasselbe gilt für den Irak. Er steht auf der Weltrangliste der Länder mit den meisten Bodenschätzen auf Platz 4 und hätte den Rohstoffmarkt (seit 1972 verstaatlicht) mit der Eroberung Kuwaits 1990 weltweit umstülpen können, wenn die USA 1991 nicht eingegriffen und Saddam Hussein gezwungen hätten, sich aus diesem Land mit dem zweitgrössten Ölfeld der Welt zurückzuziehen. Sattsam bekannt ist die Lüge über die Massenvernichtungswaffen, mit denen die USA die Aggression 2003 rechtfertigten, welche zum Tod Saddam Husseins führte. US-Präsident George W. Bush rechtfertigte seinen völkerrechtswidrigen Krieg fortan damit, eine Welt ohne Saddam Hussein sei eine bessere Welt. Er hätte ehrlicherweise sagen müssen: Eine Welt mit reprivatisierten Ölfeldern im Kurdengebiet sei ... Der Irakkrieg von 2003 hatte enorme Opferzahlen zur Folge, je nach Zählart 150’000 bis eine Million, davon 17’847 US-Soldaten, allerdings von 1990 bis 2007. Ist es das, was die USA unter einem gerechten Krieg verstehen ?? Pfui! Würde es den Irakern nicht bedeutend besser gehen, wenn Saddam Hussein noch an der Macht wäre? Die Ölfelder wären dann allerdings noch in Staatsbesitz, und die Gewinne würden im Land bleiben … (vgl. Kap. 33d)

e) Daraus folgt: Sollte je wieder ein Krieg als Mittel zum Frieden und als gerecht bezeichnet werden, dann frage: Wessen Frieden? Aktionäre von Rüstungsunternehmen haben keinen solchen Frieden zugut. Wenn es nach mir ginge, müssten sie sich vor Gewehrläufe derjenigen stellen müssen, denen sie solche Kriege aufzwangen – nur fünf Minuten lang!

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