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46. Deshalb mein Ausblick: Ein derart anti-humanes, dummes, intransparentes und chronisch krisengeplagtes Wirtschafts-, Verteil- und Politik-System muss ersetzt werden! – durch bedarfsdeckende Genossenschaften und KMU, ohne Abzocker, Gewinne und Zinsen, ohne Wachstums- und Konkurrenzwahn, ohne Einflussnahme auf die Politik, ohne christliche Kriegs-Gewinnler – ersetzt durch säkularen/evolutionären Humanismus: eine Ethik für den modernen Sozialismus.

a) Karl Marx stellte den Interessengegensatz von Kapital und Arbeit in den Vordergrund und ermunterte das Proletariat, dem Kapital die Macht zu entreissen. Das ist vorübergehend und teilweise gelungen. Jene Staaten haben dann aber aufgegeben, u.a. unter dem Einfluss raffiniertester Propaganda. Heutzutage spotten die Vertreter des Kapitals, die Arbeiterklasse sei verschwunden, sogar das Proletariat wähle rechts, aus vertiefter geschichtlicher Einsicht …

b) Irrtum: In der globalisierten Welt arbeitet das Proletariat in Südost-Asien, in Afrika und Lateinamerika, und das Kapital sitzt in den USA und Westeuropa, natürlich mit proletarischen Ausfransungen, und beutet das Proletariat immer noch aus. Wieso sind z.B. die Kleider aus Bangladesh so billig? Im weltweiten Kastensystem bietet der Aufstieg in die höheren Kasten einen Anreiz, der die natürliche Solidarität unter den Menschen wegbricht und sie dazu verleitet, gegen die unteren Kasten zu wählen, also rechts, und sowieso gegen die Kasten, welche zu unseren Honigtöpfen drängen, welche wir aus ihrer Arbeit füllen.

Also: Der Interessengegensatz ist immer noch da, nur um 90° gedreht. Den Menschen kann es dabei nicht gut gehen, wir sehen es ja, z.B. an Rana Plaza. Und wir sehen es um so klarer, je weniger wir davon profitieren. Diejenigen unter uns, welche da etwas ändern wollen, werden von den Vertretern des Kapitals als Gutmenschen verhöhnt. Deshalb lockt es mich, diese Vertreter Schlechtmenschen zu nennen (vgl. Kap. 50).

c) Aber auch innerhalb des Kapitals richten seine Vertreter eine Katastrophe nach der andern an – oder gleichzeitig mehrere (vgl. Kap. 30 und 42). Und sie beschwichtigen uns: um uns daran zu gewöhnen, dass das zu unserem siegreichen System gehöre. Kein solcher Vertreter des Kapitals will sich daran erinnern, dass jener Sieg mit dem Versprechen verbunden war, die globalisierte Freiheit, nach Jahrzehnten der Unterdrückung im Ostblock, sorge von selbst für die Abnahme der Probleme. 

Wenn es noch einen Beweis brauchte, dass dieses Versprechen ein Betrug war, dann liefert ihn jetzt Italien (Republik 26.5.18). Dort hat die angebliche Strukturkrise zu folgenden Zahlen geführt:
11% der Bevölkerung ist arbeitslos, die Jugend zu 35%. Ein Viertel aller Menschen unter dreissig ist weder beschäftigt noch in Ausbildung. 2016 sind 160’000 Italiener ausgewandert, ein Drittel davon mit Universitätsabschluss. 480’000 Menschen wanderten ein, sie sind aber schlechter ausgebildet als die Lokalbevölkerung. 40% der Italiener besitzen kein Diplom ausser dem obligatorischen Schulabschluss.
Für diese Strukturprobleme hat das kapitalistische Polit-System keine erfolgversprechenden Rezepte, wenn man von leeren Versprechen der Populisten absieht. Die Krise an sich ist das Problem dieses Systems ( Kap. 42). Es generiert immer neue, noch grössere. Und die Auswirkungen auf die betroffene Bevölkerung, auf jedes einzelne Schicksal, sind verheerend.
Nachdem diese (politisch an sich lösbaren) Probleme nun nicht ab-, sondern zugenommen haben, und zwar exponentiell und fast irreversibel (vgl. Kap. 30), rufe ich auf zur Frage: Warum halten wir dieses sog. freiheitliche System aufrecht, und erst noch wider besseres Wissen? Es gehört abgeschafft, und zwar von uns Lebenden, zugunsten unserer Kinder und Enkel. Nicht nur die sog. Eigentums-Freiheit an Produktionsstätten und am Boden gehört abgeschafft, auch der falsch verstandene Liberalismus, weil er zur Bereicherung der Klasse der Besitzenden geführt hat, welche sich exorbitanter Reichtümer erfreut, ohne dafür gearbeitet zu haben (Max Frisch). Das Vermögen der reichsten Clans wächst um 70’000 $ pro, ja pro Minute (vgl. Kap. 30a). Das gehört abgeschafft, weil es zu Menschen- und sozial-schädlichen Zuständen geführt hat, welche sogar von Freisinnigen bedauert werden. Brauchst du Beweise? Ruf z.B. die Webseite der Erklärung von Bern auf, heute Public Eye, oder Brot für alle.

Die Verstaatlichung sollte daher nicht nur der Rüstungs-Industrie drohen, sondern auch den Konzernen, welche z.B. Wasser abzapfen in Gebieten von Indigenen, um es diesen zu verkaufen (NestléWaters), oder welche uraltes Saatgut patentieren lassen wollen, um sogar an armen Bauern noch zu verdienen (Syngenta) usw.

d) Denn die sog. freie Wirtschaft steht auf dem Kopf, der beim Wirtschaften nur den Profit will. Viele rufen dazu auf, dass nicht der Mensch dem Wirtschaften dienen soll, sondern das Wirtschaften dem Menschen. Auf die Füsse gestellt, wird es vollauf genügen, wenn das Wirtschaften den Bedarf der Verbraucher deckt und nicht denjenigen der Aktionäre. Und dazu gibt es eine viel eher geeignete, uralte und wohltuend kleinräumige Rechtsform: die Genossenschaft (Schweizer Obligationenrecht Art. 828 ff). Oft wurde ich belächelt, wenn ich an einschlägigen Veranstaltungen eine weltweite MIGROS vorschlug. Aber ich finde diesen Vorschlag als Modell und Alternative zur Aktiengesellschaft immer noch oder erst recht beherzigenswert. Denn bedarfsdeckende Genossenschaften … siehe Kapitel-Überschrift. Sie wirtschaften nach dem gesunden Prinzip des Spar-Kapitalismus (Investieren nur, was man erwirtschaftet, gespart hat) und nicht nach dem kranken Prinzip des Pump-Kapitalismus (Investieren und Verzinsen, was man sich geliehen hat). Das vermindert Abhängigkeiten und Einkommen ohne Arbeit. Wenn sich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die Rechtsform der AG geben wollen, ist wenig einzuwenden: einfach nachhaltig und steuerehrlich müssen sie sein, und ihre Verbände sollen sich nicht in die Politik einmischen – dazu fehlt ihnen das Format, wie jüngste Entgleisungen gezeigt haben.

e) Dem liegt eine völlig andere Ethik zugrunde als dem christlichen Kapitalismus: der säkulare oder evolutionäre Humanismus predigt nicht die zehn Gebote und christliche Barmherzigkeit. Es ist eine neue Moral, prominent vertreten durch Michael Schmidt-Salomon. Er stellt den Zehn Geboten der Bibel die Zehn Angebote des evolutionären Humanismus zur Seite. In einem Vortrag von 2006 legte er dar, dass eine zeitgemässe Leitkultur auf religiöse Versatzstücke nicht nur verzichten kann, sondern warum sie auf diese sogar zwingend verzichten muss, um der in letzter Instanz kriegstreiberischen religiösen Gettoisierung der Menschheit entgegenzuwirken. Dem stimme ich vollumfänglich zu.

Der moderne, intelligente Sozialismus, wie ich ihn hier propagiere, kann dem als zugrunde liegende Ethik vor allem deshalb zustimmen, weil der klassenkämpferische Aspekt völlig fehlt und diese Ethik deshalb politisch vielleicht mehrheitsfähig wird – sofern die Aufklärung, auch im historischen Sinn, voranschreitet.

Hier folgt eine kleine Anthologie über Alternativen zum herrschenden System:

Ken Jebsen im Gespräch mit Prof. Franz Hörmann über das Geldsystem.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schulden:_Die_ersten_5000_Jahre

<http://www.wissensmanufaktur.net/plan-b> Plan B. Revolution des Systems für eine tatsächliche Neuordnung von Andreas Popp und Rico Albrecht.

Plan B ist unsere Alternative zur „Alternativlosigkeit“ der Politik. Anstatt innerhalb des bestehenden Finanzsystems über Wachstum und Schulden zu diskutieren, bieten wir „radikale“ (lat.: Radix = Wurzel) Lösungsvorschläge an. Fließendes Geld, soziales Bodenrecht, bedingungsloses Grundeinkommen und eine freie Presse ergeben im Verbund eine echte Alternative.

0,1% – Das Imperium der Milliardäre von Hans-Jürgen Krysmanski

Anders als in den Vereinigten Staaten ist das Thema Elitenforschung in Deutschland noch weitgehend im Winterschlaf. Alle Pyramidengesellschaften wurden und werden von der Spitze her regiert. Alle. Ihnen liegt eine Struktur zugrunde, die an das Militär erinnert. Wer die Massen erreichen und beherrschen will, kann dies nur über die jeweiligen Eliten bewerkstelligen. Die Geschichte kennt die politischen Eliten, sie ist mit den Eliten der Kirche vertraut. Hinzu kamen später die Intellektuellen Eliten, im 20. Jahrhundert die Eliten der Wissenschaft und des Sports. Das 21. Jahrhundert hat eine völlig neue Form der Elite hervorgebracht. Die Geldelite. Es handelt sich hier um ein Machtzentrum, das weitgehend unsichtbar agiert, dafür aber global die Strippen zieht. Wenige Tausend Superreiche weltweit verfügen über ein permanentes Barvermögen von 500 Mio. Dollar cash – minimum. Einige Hundert unter ihnen Besitzen Milliarden im dreistelligen Bereich. Für diese Menschen haben Gesetze oder nationale Grenzen keine Bedeutung mehr. Sie stehen über dem Gesetz. Nicht selten stellen sie den Gesetzgeber. Die Geldeliten beherrschen die öffentliche Meinung und die internationalen Geldflüsse. Sie besitzen maximale Medienmacht und beherrschen den Finanzsektor. Alles was wir über diese Eliten Erfahren, geschieht im Zuge eigener Inszenierung. Davos oder Bilderberger-Treffen sind die „Bambi-Verleihungen“ der Geldelite, denn auch sie kennen untereinander eine Form der Konkurrenz.

Der Soziologe Hans-Jürgen Krysmanski beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit dieser Klientel und hat dazu zahlreiche Bücher veröffentlicht. KenFM traf ihn in Hamburg, um mit ihm unter anderem über sein aktuelles Buch „0,1% – Das Imperium der Milliardäre“ zu sprechen.
Ein nützlicher Zwischenweg ist auch BRICS-Pay, ein vernetztes Zahlungssystem der BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, um vom Westen unabhängiger zu werden. Das schwächt das US-dominierte Finanz-System, immerhin …
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